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Beispielfotos von Objektivtests sind sinnlos!

Gut, ich gebe zu, die Überschrift ist schon recht reißerisch, aber ich möchte heute mal kurz meine Meinung zum Thema Objektivtests und den damit verbundenen Testfotos / Beispielbildern abgeben.

Generell bin ich der Meinung, dass Beispielbilder (wie man sie zu tausenden im Internet findet) von Objektivtests nicht wirklich viel Sinn machen.

Warum?

Zu viele Faktoren spielen einfach in so einen „Test“ rein, Faktoren die man nicht selber sofort erkennen kann oder aber nicht in der Lage ist, sie auszumerzen. Jeder kennt wohl die Erfahrung, ein totales „Montagsgerät“ bekommen zu haben. Matschige Bilder, AF trifft nicht obwohl viele andere von genau der gleichen Linse begeistert sind etc etc.
Nur warum findet man so oft (qualitativ) unterschiedliche Beispielfotos bzw. Meinungen von ein und demselben Objektiv im Internet?

  • Faktor Autofokus Objektiv : Der AF von Objektiven (grad von Drittherstellern) unterliegt teilweise einer krassen Serienstreuung. Warum das so ist hat wohl unterschiedlichste Gründe, aber man liest nicht selten von Objektiven, wo der Käufer selber 4 verschiedene Modelle (des gleichen Typs) testen musste, bis eins mit brauchbaren AF dabei war. Gut, bei Canon und Nikon Objektiven ist die Streuung nicht so groß, aber auch da muss schon einmal ein Body zusammen mit dem Objektiv zur 100% AF Einstellung eingeschickt werden. Glück für den, der einen modernen DSLR Body mit AF-Justagemöglichkeit (mittels Software der Kamera) besitzt.
  • Faktor Autofokus Body : Was auch nicht vergessen werden darf ist der AF des Bodys bzw. welches AF Meßfeld beim Test benutzt wurde. Die Autofokus Zuverlässigkeit eines Canon-Objektives anhand der äußeren AF-Meßfeldern einer EOS 5D (soweit ich weiß auch Mark II) zu testen wäre nicht sehr sinnig, da ja bekannt ist, das diese Meßfelder alles andere als genau und treffsicher sind.Auch kann man durchaus der Besitzer eines Bodys mit leichtem AF Fehler sein (es soll ja Leute geben, die den Fehler dann am Objektiv festmachen)
  • Faktor Serienstreuung Optik : Klar, ein Objektiv ist ein Massenprodukt und eine Massenproduktion unterliegt immer eine gewisse Serienstreuung – Beispiel Automotoren: Würde man z.B.  20 Golf IV gleicher Baureihe und Motor auf einen Prüfstand stellen, würden an die 20 unterschiedliche Leistungsdiagramme rauskommen. Und genau so ist es mit Objektiven, wobei die Firma A engere Toleranzen möglich macht als die andere Firma B. Hat der „Tester“ evtl grad ein Objektiv erwischt, das total super ist bzw eine absolute Gurke? Wurde evtl bei dem Objektiv das Glas nicht exakt geschliffen oder vergütet?
    Es lässt sich aber sagen, das die Serienstreuung bei steigendem Preis immer geringer wird. So wird ein EF 85mm 1:1.2L deutlich weniger Fertigungstoleranzen ab Werk aufweisen wie z.B. ein EF 50mm 1:1.4 USM.
  • Faktor Fotograf : Hat er die Kamera richtig gehalten und abgestützt? War ein Stativ im Spiel oder kommt die ganz leichte Unschärfe im Bild nicht durch eine schlechte Optik sondern einfach durch einen unmerklichen Verwackler des Fotografen? War die Verschlusszeit kurz genug für die gestestete Brennweite?
  • Faktor JPG Engine DSLR Body : Werden die Beispielfotos direkt als JPG aus der Kamera heraus ins Internet hochgeladen, so spielen die Einstellungen eine nicht zu kleine Rolle beim späteren Look des Fotos (bei Canon heißt das Picturestyles) – wurde an der Sättigung / Kontrast / Helligkeit gedreht? Wieviel hat die JPG Engine der Kamera nachgeschärft? Bei Nikon geht es noch extremer, da dort eigene Gradationskurven in die Kamera geladen werden können. Hat der Fotograf eine von Nikon benutzt oder (unbewusst) eine selber kreierte bzw. aus dem Internet geladene Kurve benutzt?
  • Faktor DSLR Body : Welcher Body wurde benutzt und wie alt ist dieser? Neuere Kameras haben OoC (Out of Cam – direkt aus der Kamera) meist einfach „bessere“ Farben/Kontraste als die älteren Modelle, da auch hier die Entwicklung weitergegangen ist – zum Bespiel erzeugt die Nikon D40 OoC meiner Meinung nach bessere JPG Fotos als die Nikon D200 (bei gleichen Einstellungen), da sie einfach moderner ist.
  • Faktor RAW Entwicklung : Wie waren die Einstellungen? Wurde nachgeschärft und wenn ja wie viel? Änderungen auch an den Kontrasten / Farben ?
  • Faktor RAW Konverter : Achja, welcher RAW Konverter wurde benutzt? Das ein RAW Konverter deutlich sichtbaren Einfluss auf die Schärfe und Farben haben kann und sich daher die RAW Konverter im Ergebnis extrem unterscheiden können, hatte ich vor einiger Zeit schon hier beschrieben.
  • Faktor Persönliche Note : Kein Mensch kann behaupten, das er 100% neutral an so einen Test rangeht. Hier und da wird (vielleicht auch unbewusst) etwas beschönigt oder schlecht geredet. Pixelpeeper finden an allem etwas auszusetzen, was aber 98% aller Anwender gar nicht auffallen würde.

Man sieht, es gibt nicht wenige Faktoren, die einen Test verzerren (können), grad wenn die Beschreibung zum Bild nicht viel hergibt. Da helfen auch keine Exif Daten. Ausnahme bilden hier Raw-Dateien, die zum Download angeboten werden. Damit lässt sich schon etwas mehr anfangen als mit den üblichen 1024×768 JPG Foren und Flickr Fotos, wobei auch hier immer noch einige oben genannte Faktoren mit einwirken (können).

Was also machen?

Man kann (und sollte) das Internet nutzen, um Tendenzen zum Wunschobjektiv erkennen zu können denn so lässt sich schon grob einkreisen, ob es sich bei dem Wunschobjektiv generell um ein gutes Objektiv handelt oder es im Großen und Ganzen eine Gurke ist.
Aber wie gesagt, es sind nur Tendenzen und Momentaufnahmen aus einer Massenproduktion – wichtig ist immer, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Zum Objektivkauf :

Kauft man ein Objektiv gebraucht, ist man auf Gedeih und Verderb den Aussagen des Verkäufers ausgeliefert. Es sollte klar sein, das die wenigsten Anbieter so ehrlich sind und in die Beschreibung „totale Gurke, erst ab f8 scharf“ oder ähnlich reinschreiben. Faktoren wie ein angemessener Umgang mit dem Objektiv sowie die Pflege des Vorbesitzers spielen ebenfalls mit rein.
Da spielt dann immer etwas Glück mit. Gut für den, der um die Ecke des Anbieters wohnt und das Objektiv am eigenen (wichtig!) Body ausprobieren kann.

Wer neu kauft hat da schon bessere Karten :

  • Man kauft beim Fachhandel vor Ort und nimmt den Body zum testen mit. Keine Scheu, den Verkäufer nach weiteren Objektiven des gleichen Typs und Herstellers zu fragen. Selektion heisst das Zauberwort und wenn der Händler kompetent ist und auch verkaufen möchte, wird er (sofern er denn mehrere Kartons auf Lager hat) dem Wunsch auch verstehen und diesem nachkommen.
  • Kauf über das Internet : Dank des Fernabsatzrecht kann man innerhalb von 14 Tagen ohne Nennung von Gründen vom Internetkauf zurücktreten und das Produkt (in diesem Falle das Objektiv) bei Nichtgefallen zurückschicken. Das sich dieses im einwandfreien, neuwertigem Zustand befinden muss, sollte klar sein. Einige Versandhäuser gehen noch ein Schritt weiter, so ist Amazon* für seine Kulanz mehr als berühmt im Internet.
    Auf jeden Fall ist es auch im Internet möglich, (nacheinander) mehrere Typen des gleichen Modells so zu testen, bis man ein zufriedenstellendes erwischt hat. Im schlimmsten Fall wird man vom Händler nicht mehr beliefert, weil man zu kritisch ist 😉

Ich hoffe, das meine Aussage vom Anfang des Artikels etwas transparenter geworden ist.

Welchen Stellenwert haben für euch Beispielfotos von Objektiven im Internet und/oder Zeitschriften?

* Affiliate-Link (Ich bekomme bei Kauf eine kleine Provision, ihr zahlt nicht mehr)

19 Antworten auf „Beispielfotos von Objektivtests sind sinnlos!“

Tja, warum haben die einschlägigen Fotoläden dies nicht nicht verstanden und bieten eine „Teststrecke“ für Bilder an?
Wenn ich Wander- oder Bergschuhe kaufe und da nicht ins Kaufhaus sondern in den Spezialladen gehe, dann gibt es da immer eine „Teststrecke“. Dito bei Laufschuhen, da gibt es ein Laufband und einen Berater der schaut ob man einknickt.
Aber bei Objektiven kauft man noch immer aus der Vitrine…

Die Teststrecke kannst dir ja selber machen – einfach das Wunschobjektiv auf den mitgebrachten Body raufstecken und los gehts. Und wenn der Händler richtig gut ist, lässt er dich auch gegen nen Pfand für ein paar Minuten nach draussen 🙂

Moin,
naja ganz frisch nach dem DSLR Kauf hab ich das auch gemacht. Ispiriert von Traumflieger ne Objektivteststrecke …. zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt nur das Kit und meine Sigma-Tonne.

Mittlerweile denke ich aber auch das es größtenteils quatsch ist.

Das einzige, was ich wirklich noch mache ist ein Fokustest ob der AF passt.
Der Rest wird ‚im Feld‘ gestestet…. mit der manchmal bitteren Erkenntnis das die Technik oft das kleinste Problem ist. 😉

Wenn man in einschlägigen Foren mal schaut scheint es ja Leute zu geben die vor lauter Testen gar nicht mehr zum fotografieren kommen.

Kein Test kommt an die eigene Urteilsfähigkeit heran. Wenn man mit einem Objektiv nicht zurecht kommt, kann es noch so toll sein. Meiner Meinung nach sollte man es einfach ausprobieren. 14 Tage Rückgaberecht hat man meistens (es ist aber keine Pflicht der Händler die Ware zurückzunehmen).
Abgesehen davon werden die meisten Hobbyfotografen ohnehin keinen Unterschied zwischen einem mittleren und einem hochwertigen Objektiv feststellen weil sich diese Unterschiede zumeist nur in Extremsituationen offenbaren in die Hobbyknipser selten kommen 🙂

@Timo : Wenn man neu online kauft, hat man immer 14 Tage Umtauschrecht. Und wenn der Kaufpreis über 40€ liegt (was meines Wissens nach bei jedem Objektiv der Fall ist) muss der Händler auch noch das Rückporto übernehmen….
Welche Unterschiede zw. mittleren und hochwertigen Objektiv genau?

Unterschiede im Autofokus z.B.
Ich kenne viele Menschen die niemals im Leben einen Ultraschall Autofokus brauchen würden. Oder auch die verfügbare Offenblende. Es gibt Menschen wie Sand am Meer die ohne Ausnahme nur bei bestem Wetter mit der Automatikfunktion der Kamera fotografieren und eine Blende von 1,8 oder auch 2,8 niemals verwenden.

Da hast du recht, genau diese Usergruppe hatte ich ja auch bei meinem Test vom Sigma 18-200 im Auge…..

Am besten sind die Leute, welche einen Back- bzw. Frontfokus bei einer Linse mit Manuellen Fokus festellen. 😉 Damit disqualifizieren die sich oftmals selbst.

Mein Beispielbilderkatalog heißt flickr.

Ich hatte letztens ja auch dieses keine How-To zum Thema Objektiv- bzw. Fokustest geschrieben.
Allerdings wusste ich auch genau, weshalb ich ich dazu geschrieben habe, dass man diesen nicht durch unbegründeten Verdacht durchführen soll 😉

Zum Thema Beispielbilder:
Diese wiederum können schon praktisch sein. Wenn man sich Foren diverse Bilderthreads anschaut, kann man, anhand der Masse der Bilder schon ein „Bild“ der optischen Leistung des Objektivs machen.

Hallo Lars,
Naja Bild würde ich es nicht nennen, eher eine Tendenz in welche Richtung die große Masse geht…

Wie meinst du dies?
Die Interessen der Masse interessieren mich eigentlich ziemlich wenig 🙂

Ich finde es aber hilfreich, wenn ich mir 100%-Auschnitte von verschiedenen Objektiven der gleichen Serie anschauen kann. So kann man die optische Leistung doch schon etwas beurteilen und erspart sich im Bestfall einen Fehlkauf.

Schaust du vor dem Objektivkauf nicht nach schon evtl vorhandenen Meinung oder Bildern?

LG

Hallo Lars,
du sagtest „Wenn man sich Foren diverse Bilderthreads anschaut, kann man, anhand der Masse der Bilder schon ein “Bild” der optischen Leistung des Objektivs machen.“
Das meinte ich denn meiner Meinung nach gibt das nur ne Tendenz

Klar schau ich mir auch Berichte / Tests / Meinungen im Internet an, aber geh doch mal in einen Bilderthread mit vielen Seite, z.B. 50mm FB – du wirst von richtig schlecht bis richtig gut alles finden. Das meinte ich, denn es lässt sich nur anhand der Anzahl von positiven/negativen Meinungen eine Tendenz feststellen.

Bei den 100% Crops (ich rede jetzt nicht von RAWs) weisst du ja auch nicht, was der Besitzer vorher mit dem Bild per EBV gemacht hat. Und davon ab kann er ja auch ne „Montagslinse“ bzw im Gegenteil eine sehr gute Version besitzen, welche eindeutig aus der Masse positiv herausfällt.

Klar gibts ne Menge Serienstreuung sowohl am Objektiv selbst, als auch bei der Kamera – und dann noch bei der Qualität des Testers.

Richtig interessant sind Testfotos wenn sich der Tester die Mühe macht genau das selbe Motiv von genau dem gleichen Standpunkt (stabiles Stativ) mit verschiedenen Objektiven zu machen.
Wenn man dann 100% Ansichten hat, kann man z.B. schön die Unschärfedarstellung vergleichen, und auch die Maximalschärfe – die natürlich immer am gleichen Punkt sitzen sollte.

Zudem find eich Testfotos auch immer dann interessant, wenn man sich eine neue Brennweite z.B. im Weitwinkelbereich, oder eine neue hohe Lichtstärke anschaffen möchte. So kann man sehen was für Bilder mit der Wunschoptik möglich sind – und sich das selbst sozusagen als Ziel setzen.

Hallo Markus,
Ok, um die Bildwirkung (und Bildausschnitt) beurteilen zu können machen Testfotos Sinn, da gebe ich dir Recht 🙂

Und wie gesagt ist bei gut gemachten Tests schon auch eine Aussage über maximale Schärfe machbar, eventuell auch Bildfeldwölbung und Randschärfe falls das interessiert. Aber dann ists halt wieder auf das getestete Exemplar bezogen. Nur wenn man dann bei 10 verscheidenen Tests nie scharfe Ecken sieht, ists durchaus naheliegend dass die Optik am Rand nix taugt. Oder der Hersteller die selbe Optik an 10 Blogbetreiber und Fotozeitschriften verschickt hat 🙂

Ich hab schon gut gemachte Testaufnahmen von manuellen lichtstarken 50er Optiken gesehen, da konnte man schon auch schön das Bokeh betrachten und seine Vorlieben mit den Optiken abstimmen.

zum Thema Online-Kauf noch ein wichtiger Hinweis, wie das in Österreich gehandhabt wird:
siehe: „@Timo : Wenn man neu online kauft, hat man immer 14 Tage Umtauschrecht. Und wenn der Kaufpreis über 40€ liegt (was meines Wissens nach bei jedem Objektiv der Fall ist) muss der Händler auch noch das Rückporto übernehmen….
Welche Unterschiede zw. mittleren und hochwertigen Objektiv genau? “

in Österreich hast du nur 7 Tage Rückgaberecht, Sa und So werden nicht mitgezählt. Und die Grenze für das Rückporto trägt, solange nichts andres ausgemacht, der Käufer.

Klasse! Danke für den Hinweis….. Da bin ich aber froh, das wir hier 2 Wochen haben 🙂
Wobei Amazon als sehr kulant gilt und auch mal ein paar Tage über der Frist noch akzeptiert, wenn die Ware in Ordnung ist

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