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Die Katze ist aus dem Sack – Canon EOS 1D X vorgestellt

Wie hat die Gerüchteküche die letzten Monate gebrodelt, wenn es um zukünftige Canon DSLR-Modelle ging. Klar war, es wird entweder ein Nachfolger für die 5D Mark II oder die 1Ds Mark III kommen, wobei ich persönlich fest mit einer 1Ds Mark IV gerechnet habe, da die Zeit einfach „reif“ war.

Mit dem, was nun vor ein paar Tagen vorgestellt wurde haben mit Sicherheit die wenigsten gerechnet, denn die zwei existierenden 1er Modellreihen (1D für Sport und Reportage, 1Ds für Studio) wurden auf ein einziges Gerät eingedampft und man hat die Vorzüge beider Welten in einem Gehäuse quasi vereint.

Ich möchte in diesem Artikel aber nicht einfach nur die technischen Daten runterbeten, sondern meine sehr persönliche Einschätzung mit dazugeben, so wie es der Kollege Michael Gelfert in seinem Blog bereits gemacht hat.

Die von mir aufgeführten Punkte sind natürlich nicht alle techn. Daten bzw Neuerungen, welche die EOS 1DX in die Waagschale wirft aber für mich die interessantesten, von daher werde ich auch nur diese Ansprechen. Die Filmfunktion in FullHD der 1D X spielt für mich zB überhaupt keine Rolle.

Meine Meinung zur neuen Canon EOS 1D X

Sensor : 35mm CMOS Vollformatsensor

Der APS-H Sensor der aktuellen 1Ds Mark IV ist sicherlich gut und auch recht rauscharm. Das man bei Canon für die neue 1D X aber am Vollformat-Prinzip festgehalten hat kann ich nur begrüßen. Bietet doch der Vollformatsensor die besten Grundlagen für rauscharme Fotos. Als Nebeneffekt gibt es keine Crop-Faktoren, die ich ggf beim Einsatz von Objektiven mit berücksichtigen muss. Für mich hat sich in der Praxis herausgestellt, das es einfacher ist, zwei Gehäuse mit gleichem Sensorformat zu nutzen, grad wenn es (wie auf Hochzeiten üblich) schnell gehen muss.

Verschluss : ausgelegt für 400.000 Auslösungen

Die Haltbarkeit des 1D X Verschlusses wurde gegenüber den beiden Vorgängern nochmals erhöht. So soll laut Canon der Verschluss, welcher ua aus Carbonteilen besteht, 400.000 Auslösungen mitmachen bevor ein Austausch nötig ist.

Um die durch einen mechanischen Verschluss erzeugten Erschütterungen verringern zu können, wurde neben einer neuen Verschlussbewegung  für den ersten Verschlussvorhang eine elektronische Variante gewählt.

Auflösung : 18,1 Megapixel

Das Megapixel-Aufrüsten bei Canon hat endlich ein Ende – der neue Sensor ist ein guter Kompromiss aus Auflösung und Rauschverhalten, quasi ein Mix aus 1D Mark IV (16,1 Megapixel) und 1Ds Mark III (21 Megapixel).
Das man augenscheinlich bei Canon einen Gang zurückgeschaltet hat kann ich persönlich nur begrüßen. Durch die Reduzierung der Auflösung konnten auch die Pixel auf dem Sensor größer ausfallen was wiederrum der Rauscharmut zu Gute kommt. Für mich, der hauptsächlich Hochzeiten fotografiert bietet die Auflösung dennoch genug Reserven, um Fotos nachträglich beschneiden zu können ohne dabei von der Auflösung her zu klein zu werden.
Weiterer Vorteil : Die RAW Dateien sollten kleiner ausfallen als die der 5D Mark II, was wiederum dem Workflow (je nach Leistung des eingesetzten Rechners) zu gute kommen sollte.

ISO-Bereich : 100 – 51200 nativ / 50 – 204800

Bis jetzt waren die High-Iso DSLRs von Canon nicht schlecht aufgestellt.
Die 5D Mark II wie auch die 1D Mark IV liefern noch brauchbare Fotos bei ISO6400 ab. Ich behaupte sogar, das beide Canon Modelle auf Augenhöhe mit der Nikon D700 bzw D3 sind, was die Rauscharmut bis ISO6400 betrifft – an das HighIso Monster Nikon D3s kommen aber weder die 5D Mark II noch die 1D Mark IV heran und auch ich muss zugeben, das ich mir hier und da die Rauscharmut der 3Ds gewünscht hätte. Die 1D Mark IV wurde ja auch als High Iso Wunder angekündigt, konnte aber im direkten Vergleich zur Nikon D3s gerade oberhalb ISO 6400 nicht mithalten. Es ist zu hoffen, das Canon den Abstand zu Nikon verkürzen kann und auch ISO 12800 bzw 256000 „kundentauglich“ wird.

Serienbildgeschwindigkeit : 12 Bilder (RAW) / 14 Bilder (JPG) pro Sekunde

Die 1D Mark IV, die unter anderem für den Sportbereich konzipiert wurde, war mit 10 Bilder/Sekunde schon nicht langsam (bei 16 Megapixel Auflösung). Dank der neuen DIGIC 5+ Prozessoren (2x vorhanden), welcher Daten durchschnittlich bis zu 17x schneller verarbeitet als der Vorgänger DIGIC 4 konnte man die Serienbildgeschwindigkeit auf 12 Bilder pro Sekunde (Raw Aufnahme) steigern.
Darüber hinaus gibt es einem speziellem Modus, wo der Spiegel hochgeklappt bleibt. Die Serienbildgeschwindigkeit erhöht sich nochmals auf 14(!) Bilder pro Sekunde. Belichtung sowie Autofokus werden nur beim 1sten Foto eingemessen und werden für die nachfolgenden Fotos einer HighSpeed Aufnahme beibehalten.
Für mich war bis jetzt die Serienbildgeschwindigkeit kein Hauptkaufargument, da ich mit der Sportfotografie nicht so viel am Hut habe. Interessant ist das, was momentan möglich ist, aber dennoch.

Auf Youtube gibt es ein schönes Video aus Neuseeland, wo man die Serienbildgeschwindigkeit eindrucksvoll sehen und auch hören kann.

Autofokus : 61 AF Punkte

Das neue Profigehäuse verfügt über 61 Autofokuspunkte, von denen ganze 41 als Kreuzsensoren ausgelegt sind (5 AF Punkte arbeiten als Doppelkreuzsensor).
Von der 7D hat die 1D X sechs unterschiedliche Autofokus-Modi geerbt (Spot, Single Point, Single Point with surrounding four points, Single Point with surrounding eight points, Zone selection and Automatic AF point selection).

Als Neuheit bekam die 1D X das EOS iTR AF (Intelligent Tracking and Recognition Enhances AF Performance) verpasst. Dieses Tracking-System soll in der Lage sein, Menschen (bzw Gesichter) zu erkennen und zu verfolgen, was grad beim Sport (zB Tennis) von Bedeutung ist. Aber auch bei Hochzeiten kann man dann zB beim Einmarsch einmal auf das Brautpaar einmessen und die Verfolgung der Kamera überlassen.

Ich hoffe mal, das die AF Treffsicherheit bei schlechten Lichtverhältnissen ordentlich verbessert worden ist, denn in dieser Disziplin lässt die 5D mitunter sehr zu wünschen übrig (aber das AF-Modul der EOS 5D Mark II ist eh´eine Sache für sich…)

Belichtungsmessung

Die 1D X hat exclusiv für die Belichtungsmessung einen eigenen DIGIC 4 Prozessor spendiert bekommen. Der RGB Belichtungssensor (welcher nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Farbe misst) verfügt über 100000 Pixel Auflösung und stellt über 252 Zonen (bzw. 35 Zonen bei Lowlight Fotografie) die passende Belichtung ein.

Display : 3,2″ mit 1.040.000 Pixeln

Das sehr gute Display der 5D Mark II / 1D Mark IV wurde nochmals getoppt, die Version der 1D X ist etwas größer und noch hochauflösender ausgefallen.

 Belichtungsreihen

Die Kamera ist nicht nur in der Lage, Belichtungsreihen anzufertigen, sondern auch bis zu 9 Bilder intern(!) zu einem neuen „Quasi-HDR“ zu verrechnen (vier verschiedene Verrechnungsarten).

Für mich jetzt nicht unbedingt ein Killerfeature, es klingt aber auf jeden Fall interessant. Ich bin auf die ersten Beispielfotos gespannt, die so entstanden sind.

Anschlüsse

Neben den obligatorischen und marktüblichen Anschlüssen (u.a. USB 3.0) wurde auch eine Gigabit-Ethernet Schnittstelle integriert, welche einen schnellen Datenaustausch mit dem PC / Mac ermöglichen soll.

Preis

Der Preis ist zZ mit 6800$ angegeben, eine Preisempfehlung für Deutschland gibt es noch nicht, wird sich aber meiner Meinung nach auf dem gleichen Niveau bewegen wie die 1Ds Mark III zur Markteinführung.

Die 1D X soll ab März 2012 erhältlich sein.

 

 

Was mir nach wie vor fehlt an der Canon 1D X

  • Warum wurde wieder einmal das Thema WLan komplett ignoriert?
    Tethering-Shooting ist doch mittlerweile nichts exklusives mehr und ein einigermaßen schneller WLan Chip hätte die Produktionskosten auch nicht wirklich verändert – für mich nicht wirklich nachvollziehbar.
    OK, ein WLan Kit soll optional bei Verkaufsstart der 1D X zur Verfügung stehen, aber das kostet wieder extra und bei 6800$ könnte man solch einen „Centartikel“ serienmässig einbauen.
  • Canon hat die Thunderbolt-Schnittstelle, welche grad bei Apple extremer Beliebtheit erfährt, genau wie Wlan, ignoriert. Natürlich ist diese Schnittstelle momentan stark an Apple gebunden, aber zum einen mit 10GBit/Sekunde nicht gerade langsam, zum anderen arbeiten nicht wenige Fotografen mit Apple-Rechnern.

Mein Fazit zur 1D X

Bis hierher war alles graue Theorie und Deutung von technischen Angaben – was die Kamera wirklich kann, wird sich zeigen, wenn sie in den Handel kommt. 

Sollte aber Canon das halten, was sie mit der EOS 1D X versprechen (gerade in der Summe ihrer Eigenschaften bzw. für mich persönlich grad in Hinblick auf die HighIso Tauglichkeit) kann man diese Profi-DSLR durchaus als echten Knaller bezeichnen und es wird nicht lange dauern, bis die ersten Hochzeitsfotografen von der 5D Mark II zur 1D X wechseln.

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