Kategorien
Testcenter

Test : Sigma SD1 Merrill mit 17-50 f2.8 EX DC OS Kit-Objektiv

Als Canon Nutzer (5D Mark I und II, diverse 1er Gehäuse…) habe ich mich sehr auf die Sigma SD1 Merrill* DSLR gefreut, da sie vom Sensor her einen komplett anderen Ansatz verfolgt als die Modelle von Canon und Nikon. Da die SD1 Merrill aber preislich schon als Schwergewicht zu bezeichnen ist (je nach Tagespreis ca 2K Euro inkl 17-50mm Objektiv) und auch laut Werbeaussagen vom Hersteller eine SemiPro DLSR für alle Einsätze darstellt, werde ich sie auch hier und da mit der 5D Mark II (gleiche Preisklasse) unter dem Gesichtspunkt einer modernen Allround DSLR aus dem SemiPro Bereich vergleichen.

Sigma SD1 Merrill mit 17-50mm F2,8 EX DC OS Kit-Objektiv

Vorweg
Ich finde es unmöglich, das mit einer Auflösung von 46MP geworben wird, denn faktisch hat das Foto nur rd 15MP Auflösung. Gut, der Sensor speichert 3x15MP in die RAW Datei, aber das ändert an der Gesamtauflösung nix und verwirrt nur Käufer, die sich nicht vorher mit dem speziellen X3 Foveon Sensor auseinander gesetzt haben.

Auspacken


Ein echter Genuss. Sigma hat die Kamera samt Objektiv wirklich schön verpackt, so das das „unboxing“ echt eine wahre Freude ist.

Zuerst
…wurde natürlich die Kamera auf die aktuellste Firmware updatet. Vorbildlich: Man kann über die Kamera auch die Firmware des angepflanzten Objektivs (sofern vorhanden) upgraden. Da hat jemand mitgedacht….

Haptik
Die Kamera selber macht einen wertig verarbeiteten Eindruck, die Bedienelemente haben einen guten Druckpunkt. Nichts wirkt klapprig oder billig verarbeitet. Nur das Ladegerät fällt deutlich ab und macht keinen guten Eindruck, der Akku sitzt nicht wirklich „satt“ in seiner Ladeschale.

Handling

Die Kamera ist gut bedienbar und mit etwas Eingewöhnungszeit (welche man bei jeder neuer Cam benötigt, grad wenn man mit einer Marke neu anfängt) geht die Bedienung leicht von der Hand.
Apros pros, die ergonomisch designte Kamera liegt gut in der Hand und ermöglicht eine ermüdungsfreie Haltung.

Features
Die Kamera befindet sich von der Firmware Ausstattung auf normalen Niveau. Diverse Spielereien moderner DSLR benötige ich für meine Zwecke nicht (Belichtungsreihen, Spiegelvorauslösung), von daher fliesst sowas auch nicht in meine Bewertung ein. Was ich aber schon vermisse ist LiveView (sollte eigentlich in der Preisklasse Standart sein). Video kann die SD1 auch nicht, benötige ich persönlich aber auch nicht.
Meine im Alltag meist genutzten Modi sind Blendenpriorität und Manueller Modus.
Was ich bei der Kamera auch extrem vermisse ist ein zweites Info-Display (auf der Oberseite des Gehäuses), welches mir jederzeit Information über die wichtigsten Parameter gibt (Blende, Verschlusszeit, ISO…)
Das Hauptdisplay der Kamera ist schön groß und die Menus sind gut ablesbar, aber die Auflösung könnte größer sein und ist nicht mehr zeitgemäß (die Konkurrenz ist in der Preisklasse schon länger bei der doppelten Auflösung).

Objektiv – 17-50 f2,8 EX DC OS :


Das mitgelieferte Sigma Objektiv 17-50mm f2.8 EX DC OS* (welches es auch für andere Hersteller-Bajonette gibt) macht haptisch eine Menge her und wirkt dank der Softtouch-Oberfläche wertig. Eine Streulichtblende ist (Sigma typisch) bereits im Lieferumfang enthalten. Der Bildstabilisator arbeitet zuverlässig (meiner Erfahrung nach bringt er rund 3 Blenden) und der Autofokus verrichtet sehr leise seinen Dienst.

Optisch macht das Objektiv allerdings einen sehr durchwachsenen Eindruck. Während es im Zentrum bereits bei Offenblende scharf abbildet, sind die Ränder selbst in diesem Fall an einem APS-C Chip matschig. Abblenden auf f4 bringt schon einiges an Schärfe, als “gut” kann man die Ränder aber erst ab Blendenzahlen von f5,6 und größer bezeichnen.
Die Farben + Kontraste sind ok, liegen auf dem Niveau anderer gleichpreisiger Objektive aber reissen einen nicht wirklich vom Hocker. PF und CAs sind bei Offenblende deutlich erkennbar, können durch abblenden aber deutlich reduziert werden.

JPG-Engine
Ich will es kurz fassen : Oh mein Gott. Die erzeugten JPGs der Kamera sehen grausig aus. Weißabgleich passt in den seltensten Fällen, die Bilder wirken flau und kontrastarm. Das kann so manche 200Euro Kompakt-Kamera besser.

Serienbildgeschwindigkeit
Neben der wirklich miesen HighIso Leistung sowie der schlechten JPG Engine mit der größte Makel der SD1 Merril. Fotografiert man in RAW dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis das Bild auf meiner SanDisk Extreme Pro CF Karte abgespeichert worden ist, was mitunter die Geduld des Fotografen extrem strapaziert. Es ist zwar möglich, in der Zeit des Abspeicherns weitere Fotos zu machen, aber ein Zugriff auf das Kameramenu ist nicht möglich. Sorry Sigma, wenn ich schon einen “revolutionären” Sensor in die Kamera packe, dann sollte auch die Elektronik dahinter mit den entstehenden Datenmengen klar kommen, und zwar in max. 1 Sekunde pro Bild. So nicht.

HighISO
Jetzt könnte man natürlich sagen, warum immer HighIso angeführt wird, wo doch er optimale Einsatzbereich der Kamera bei <=400 liegt, aber wenn Sigma es von der Firmware her vorsieht, bis ISO6400 zu gehen, dann muss das die Kamera auch können. Mir hätte es schon gereicht, wenn ISO3200 noch nutzbar wären, aber denkste…. Wie schon in diversen Tests und Reviews geschrieben ist alles ab ISO800 dank fiesem Rauschen nicht wirklich nutzbar. Ich persönlich würde ISO400 als Maximum ansehen, alles andere sollte gemieden werden. Sorry, aber jede neuere Einsteiger DSLR kann mehr als brauchbare ISO3200 Bilder abliefern, warum die SD1 nicht?

Bildqualität
Ein zweischneidiges Schwert. Im optimalen Iso Bereich des Faveon Sensors (bis max Iso 400) wirklich erste Sahne, die dem Sensor nachgesagte “plastische” Abbildung ist durchaus erkennbar. Stimmt der Iso Bereich, spielt die Bildqualität auf einem ganz hohen Niveau und es macht Spaß, die Fotos an einem großen Monitor zu betrachten. Verlässt man aber den Ideal-Iso-Bereich des X3 Sensors, kippt das Bild und die BQ fällt (nicht zuletzt Dank des extremen Rauschens) deutlich ab.

Autofokus
Wurde oft kritisiert, ich konnte keine großartigen Schwächen feststellen. Der AF trifft (zumindest ab Blende 2.8) und das auf allen Feldern – bin da aber von meiner 5D Mark II auch nicht sehr verwöhnt ;-). Wie es sich bei sehr geringen Schärfentiefen verhält kann ich mangels lichtstarker Festbrennweiten nicht sagen.

Nachbearbeitung + Lightroom Workaround
Der nächste “Schock” – Adobe Lightroom (mein alltägliches Werkzeug für die Nachbearbeitung) in der aktuellsten Version erkennt das Sigma propritäre RAW Format nicht. Ich habe den RAW Konverter von Sigma kurz angetestet, aber die Software ist mir einfach nicht umfangreich genug, was die RAW Bearbeitung betrifft. Darüber hinaus ist sie quälend langsam, es macht von der Geschwindigkeit her (i5 27” iMac mit 16GB Ram) einfach keinen Spaß damit zu arbeiten.
Umd die Bilder doch in Lightroom bearbeiten zu können, habe ich zu einem kleinen Kniff gegriffen. Ich exportiere die RAW Dateien mit dem mitgelieferten Sigma Konverter als 16Bit Tiff und importierie sie dann in Lightroom – Nachteil : sehr große Dateien (um 100MB pro Bild), aber eben Nachbearbeitung mit Lightroom.

Mein Fazit zur Sigma SD1 Merrill mit 17-50mm F2,8 EX DC OS Kit-Objektiv

Ich habe die Kamera aus Sicht eines Praktikers und Hochzeitsfotografen getestet. Mich interessieren keine Werbeaussagen und theoretische Betrachtungen der Kamera/des Sensors, mich interessiert keine Keller-Pixelpeeperei usw., für den Test zählte nur das, was ich in der Hand halte, und das natürlich auch im Vergleich mit gleichpreisigen Produkten der Konkurrenz, die ich hier liegen habe und zur fotografischen Arbeit nutze.

Betrachtet man die Kamera als “Gut-Licht-Kamera” und bringt die entsprechende Zeit beim fotografieren mit, also zB im Studio unter kontrollierten Bedingungen oder für Landschaftsaufnahmen bei bestem Wetter weiß die SD1 (abgesehen von der grausigen JPG Engine, RAW ist bei der Merrill wirklich Pflicht!) durchaus zu überzeugen und scheint den Preis gerechtfertigt zu sein.
Schaut man sich die Kamera aber unter den Aspekten an, unter der sie von Sigma beworben wird (Vollmundiger Werbeslogan : “The new standard for image quality and Camera performance is now within your reach”) so ist die Kamera meiner Meinung nach durchaus als undurchdachtes Produkt zu bezeichnen, denn von der Bildqualität bleibt bei höheren Iso-Zahlen nicht mehr viel übrig, die quälend langsame und mitunter nervenaufreibende Signalverarbeitung beim Speichervorgang, der langsame RAW Konverter sowie nicht zuletzt die schlechte JPG Engine tun ihr übriges dazu – einfach eine schlechte Allroundkamera.


In der Summe aller Einzelaspekte sticht jede neuere Einsteiger DSLR die SD1 aus. Wenn man als Hersteller eine Kamera in dieser Preisklasse als Allrounder anbietet, dann erwartet man auch ein Produkt mit gehobener Ausstattung/Qualität. Und diese Erwartung konnte Sigma bei mir nicht erfüllen.

Wer sich für die Sigma SD1 Merrill* entscheiden sollte, sollte auch noch etwas Geld für gute Objektive investieren, die dem (bei idealen Bedingungen wirklich sehr guten) Sensor in Sachen Auflösung und Schärfe gerecht werden, das beigefügte 17-50mm Objektiv hinterließ einen sehr durchwachsenen Eindruck, welches grad bei Offenblende nicht so richtig gefallen wollte.

Nachtrag : Ein paar Fotos von der SD1 (samt JPGs in voller Auflösung) findet ihr hier.
Nachtrag2 : Auch im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow hatte ich die SD1 mit dabei.

 

6 Antworten auf „Test : Sigma SD1 Merrill mit 17-50 f2.8 EX DC OS Kit-Objektiv“

Als Fazit lese ich im Grunde heraus, dass die Kamera so gar nicht überzeugen will – ergo – nicht zu gebrauchn! Ich finde es eigentlich auch ziemlich frech, dass Sigma mit 46 Megapixel wirbt…

Wie gesagt : Als Universalist in meinen Augen nicht geeignet, aber wenn die Zeit da ist und das Licht stimmt von der Bildqualität super.

Was heisst : “ Ziemlich frech, mit 46 MP zu Werben “ ? Allen anderen Kameras mit Bayer Sensor , auch die ganz noblen, müsste man auch mindestens 1 Drittel Auflösung abziehen, da in der Kamerasoftware ständig Farben hinzugerechnet werden, da dieser Sensor nicht so viele Farben kennt, bzw. darstellen kann. Fakt ist : Die Sigma SD1 ist langsam. Das stimmt. Das sind jedoch alle Schweineteuren Mittelformatkameras auch.Wer viel im Studio arbeitet, wird um diese Kamera nicht herum kommen. Ich arbeite selbst seit Monaten mit dieser Kamera und kennen keine andere, die im Studio solche hochauflösenden Ergebnisse liefert. Da kann Nikon D4, oder Eos 1 drauf stehen. Im Vergleich haben die gegen die SD 1 null Chance. Richtig ist, dass die Sigma keine gute Allroundkamera ist. Da gibts tausend bessere. Wer sie richtig versteht und einsetzt, gerade in der Werbung, findet nichts, aber auch gar nichts vergleichbares.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.