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Meine Meinung zur Canon EOS 6D

Canon EOS 6D (1 von 3)Nachdem die 5D Mark I für meine Aufgaben (Hochzeit / viel HighIso Nutzung) immer öfter an ihre Grenzen kam (bei Iso3200 ist Schluss) machte ich mir schon seit längerer Zeit Gedanken was einen würdigen Nachfolger betrifft.

Canon stellte zur Photokina 2012 eine neue „Einsteiger“ Vollformat-DSLR vor. Die EOS 6D fand ich schon bei der Markteinführung im Januar 2013 sehr interessant, bietet sie doch für einen akzeptablen Preis (UVP 2000Euro, aktueller Straßenpreis ca 1500Euro und damit 500Euro günstiger als ein neuer 5D Mark II Body) all das, was ich benötige und auch vieles, was ich bei der 5D Mark II vermisse.

Fakten-Technik-Testberichte zur EOS 6D gibt es wie Sand am Meer und da möchte ich nicht noch das 532. Review ins Internet stellen. Ich werde in diesem Artikel die 6er rein aus meiner Sicht beurteilen, Vor- und auch Nachteile nennen und dann kurz & knackig meine Meinung zu schreiben.

Canon EOS 6D (2 von 3)
In diversen Artikeln wird die 6D oft mit der 3. Generation der 5D verglichen… Da ich die Mark III weder besitze noch aktuell Zugriff auf sie habe, werde ich auch keine Vergleiche ziehen. Ich beschränke mich auf den Vergleich mit den Gehäusen, die ich hier liegen habe und auch noch länger nutzen werde, also die EOS 5D Mark II sowie die Canon EOS 7D.

Positives der Canon EOS 6D ?

  • Silent Mode – Geräuschreduzierte Aufnahme : Die 6er bringt einen sogenannten Silent Mode mit, welcher das Verschlussgeräusch deutlich hörbar reduziert.
    Meine Meinung : Sehr sinnvoll! Gerade in der Kirche (wo es während der Trauzeremonie meist recht still ist) fällt das Auslösegeräusch/der Spiegelschlag viel weniger auf als vorher. Sicherlich kein Killerfeature der 6D (andere Kameras haben das auch), in meinen Augen aber sehr sehr nützlich.
  • Kreuzsensor mit Empfindlichkeit von f5.6 : Die Empfindlichkeit des mittleren Kreuzsensors bei der 6D konnte gegenüber der 5D Mark II um zwei Blenden (f2.8 -> f5.6) gesteigert werden, was den Einsatz von Telekonvertern auf f2.8er Zoomobjektiven ermöglicht bzw. die Fokussierung bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich verbessern soll.
    Meine Meinung : Da ich viel bei eher ungünstigen Verhältnissen arbeite kommt mir die verbesserte Empfindlichkeit des mittleren Autofokus Sensors natürlich sehr entgegen. Und gegenüber der EOS 1Dx sowie der 5D Mark III (bis zu -2 EV) ist die Empfindlichkeit auf dem mittleren AF-Feld der 6D nochmal verbessert worden (bis -3 EV), was lt. Canon noch eine Fokussierung bei einer Blende weniger Licht als Vollmond erlaubt – na mal schauen.
  • GPS Tagging für Fotos : Die 6D ist in der Lage, Fotos (auf Wunsch) mit GPS Geodaten zu versehen (GeoTagging). Damit lassen sich am PC die Fotos problemlos zB mit Google-Maps verbinden bzw integrieren.
    Meine Meinung : Ein Feature, was in der heutigen Zeit jede (Semi)Pro-DSLR haben müsste. Die Hardware kostet nur wenige Cent und wenn die Funktion nicht benötigt wird, kann sie ja deaktiviert werden. Aber dann kann der Hersteller ja keine teure, optionale Zusatzhardware mehr verkaufen…
  • WiFi – Steuerung über Wlan : Die Kamera verfügt über WiFi Fähigkeit und kann damit ab Werk über Wlan gesteuert werden bzw gerade geschossene Fotos direkt zu einen PC funken (Tethering).
    Meine Meinung : Während das Tethering eher für Studiofotografen interessant sein wird, finde ich die Steuerung der DSLR per App zB vom Tablet aus sehr pfiffig. Das ermöglicht in der Tierfotografie (Stichwort Fluchtdistanz) völlig neue Möglichkeiten, LiveBild auf dem mobilen Device inklusive. Tja, und warum dieses Feature nicht auch die 5D Mark III hat? Siehe GPS.
  • Verwendung des Canon Akku LP-E6 : Canon entschied sich bei der 6D den schon seit einigen Jahren eingeführten Akku LP-E6 zu verwenden.
    Meine Meinung : Tolle Sache! Anstatt wieder einen neuen Akku auf dem Markt zu etablieren, hat Canon hier mitgedacht und den gleichen Akku verbaut, der auch in der 5D Mark II sowie 7D (und anderen) verbaut ist. Das heisst für mich in Zukunft nur noch ein Akkutyp in der Fototasche, kein lästiges Vertauschen mehr (wie mit dem Akku der 5D Mark I)
  • Serienbildgeschwindigkeit 4,5 Bilder/Sekunde : Gegenüber der 5D Mark II (3,9 Bilder pro Sekunde) konnte die Serienbildgeschwindigkeit leicht gesteigert werden, liegt aber hinter der der 5D Mark III (bis zu 6 Bilder/Sekunde) zurück.
    Meine Meinung : Die Serienbildgeschwindigkeit ist für Hochzeiten in meinen Augen absolut vernachlässigbar. Auf die Schnelle fallen mir nur zwei Situationen ein, wo viele Bilder am Stück geschossen werden – startende/fliegende Tauben und der Brautstraußwurf (bis jetzt habe ich beides auch mit der 5D Mark II problemlos hinbekommen). Für Sport- und Vogelfotografie wären für mich die 4,5 Bilder/Sekunde schon eher grenzwertig, aber dafür hab ich ja die EOS 7D (bis 8 Bilder/Sekunde)
  • Iso-Bereich bis 102400 : Die Empfindlichkeit des Sensors der 6D ist weiter optimiert worden und wurde gegenüber der 5D Mark II (Iso 25600) um 2 Blenden erweitert (7D max. Iso 12800).
    Meine Meinung : Eine Iso-Empfindlichkeit von 102400 liest sich im ersten Augenblick natürlich sehr gut, die Frage ist nur wie nutzbar solch eine hohe Iso-Zahl ist. Und wie meine HighIso (Vergleichs)Teste bestätigen (siehe hier und hier) sind die Iso Einstellungen H1 und H2 (51200 sowie 102400) wenn überhaupt eher für dokumentarische Zwecke sinnvoll. Der in meinen Augen für gute Abzüge nutzbare Iso Bereich hört bei Iso 25600 auf, was immer noch sehr gut ist und mir gegenüber der 5D Mark II (welche ich bis Iso 6400 nutze) glatte zwei Blenden bringt.
  • HDR Modus : Die 6D bietet einen eingebauten HDR Modus, welcher automatisch mehrere Fotos mit unterschiedlicher Belichtung zu einem Foto mit hohem Dynamikumfang zusammenfügt
    Meine Meinung : Sicher ein nettes Feature, ich habe jedoch mit HDR aktuell überhaupt nichts am Hut und von daher eine Funktion die ich nicht nutze.

Negatives der Canon EOS 6D

  • Anzahl Autofokus Felder : Gegenüber der 7D hat die 6D weniger AF Felder (19 AF Punkte zu 11 AF Punkte) , zur 5D Mark II gibt es zwei Felder mehr (5D Mark II 9 AF Felder)
    Meine Meinung : Sicher sind 11 AF Felder nicht mehr unbedingt zeitgemäß, aber bis jetzt bin ich mit den Punkten der 5D Mark II immer ausgekommen. Wichtiger ist die Treffsicherheit der äußeren Felder (ein echter Schwachpunkt von der EOS 5D Mark I und Mark II) und bei der 6D sitzt der Autofocus nun einwandfrei (soweit ich das bis jetzt beurteilen kann). Generell bin ich der Meinung, das die Anzahl der AF-Felder mitunter überbewertet wird.
  • Sensor Auflösung von 20,2 Megapixel : Im Vergleich zur 5D Mark II ist die Sensorauflösung leicht zurückgegangen (20,2 zu 21 Megapixel), im Vergleich zur Mark III sind es sogar 2,1 Megapixel weniger.
    Meine Meinung : Selbst die 16MP meiner 7D sind für alle denkbaren Ausbelichtungen ausreichend, in meinem Pixopolis Kalendertest von 2010 habe ich sogar ein Foto mit 6 Megapixel mit etwas Nacharbeit am Rechner problemlos und ohne Qualitätseinbußen auf Din A1 drucken lassen. Klar ist es schön, immer Crop-Reserven zu haben, aber die hat man auch mit „nur“ 20 Megapixel zu genüge.
  • Nur 1 Kreuzsensor : Bei der Anzahl der AF-Felder hat sich gegenüber der 5D Mark II nichts geändert, nach wie vor ist nur das mittlere Autofokus-Feld als Kreuzsensor ausgelegt.
    Meine Meinung : Wie bereits bei der Anzahl von AF-Feldern geschrieben habe ich bis jetzt auch bei der 5D Mark II keine großen Probleme gehabt. Ok, die äußeren Felder konnte man nicht so gut gebrauchen, schon gar nicht bei ungünstigem Licht – hier wird erst die Langzeiterfahrung zeigen, wie zuverlässig die Kamera auf den äußeren AF-Feldern (welche als vertikale bzw horizontale Sensoren mit einer Empfindlichkeit von f5.6 ausgestattet sind)
  • Kein komplettes Magnesium Gehäuse : Die EOS 6D verfügt zwar über ein Magnesiumgehäuse, welches aber oben (dort wo das Zusatzdisplay sitzt) „offen“ ist. Dieser Umstand ist der GPS sowie WiFi Funktion geschuldet, damit die Antennen ordentlich arbeiten können.
    Meine Meinung : Ich sehe mein Equipment als Werkzeug an, mit dem gearbeitet wird – das sieht man den Gehäusen auch an. Das das Gehäuse oben nun kein Schutz durch eine Magnesiumwand hat, ist in meinen Augen verschmerzbar. Wichtig ist das die Kamera dort geschützt wird, wo meine aktuellen Gehäuse den meisten Abrieb zeigen – also der Boden sowie hinten wo der Monitor sitzt.
    Es bleibt natürlich die Restgefahr das die Kamera mal ungünstig fällt (auf den Bereich wo kein Magnesium ist) und es dann ggf. zu größeren Schäden kommt. Ausprobieren werde ich es aber nicht 😉
  • SD Speicherkartenslot / nur ein Kartensteckplatz : Canon hat sich bei der 6D entschieden, sich von der CompactFlash Speicherkarte zu verabschieden, die 6D bietet nur einen Steckplatz, welche Secure Digital (SD Memory Card, bis 2GB) , Secure Digital High Capacity (SDHC, bis 32GB) oder Secure Digital eXtended Capacity (SDXC, theoretisch bis 2TB) aufnimmt.
    Meine Meinung : Auch so ein Umstand, der in meinen Augen komplett überbewertet wird. Sicherlich ist es ärgerlich, das ich mir nun zusätzlich zu meinen CF Karten auch ein paar gute SD-Karten kaufen muss, aber dann ist es halt so. Den einzigen Nachteil, den ich bei SD-Karten sehe ist die geringe Baugröße, so eine Karte fällt schon eher weg bzw wird verschlust als eine mehrfach so große CF Karte.
    Eine Kamera mit 2 Kartenslots habe ich bis jetzt noch keine gehabt, von daher vermisse ich den 2. Slot auch nicht. Mag sein, das es beruhigend ist, das die Kamera auf einer 2. Karte gleich ein Backup vom gerade gemachten Foto anlegt, bis jetzt hatte ich (ich klopf da mal auf Holz) noch keinen Ausfall von einer Speicherkarte – liegt aber wohl auch daran, das ich bei Speicherkarten lieber ein paar Euro mehr ausgebe und generell nur Markenware (SanDisk Ultra) kaufe.
  • 97% Sucherbild : Die EOS 6D verfügt „nur“ über ein 97% Sucherbild während die 5D Mark II ein Sucherbild mit 98% hat – die 7D bietet sogar eine 100% Abdeckung.
  • Meine Meinung : Nur 97%? Oh mein Gott, die Welt geht unter… NICHT! Sorry, aber meiner Meinung nach ziehen sich daran nur Theoretiker und Zahlenfetischisten hoch.
  • 1/4000 Sekunde Verschlusszeit : Während die 5D Mark II wie auch die EOS 7D eine Verschlusszeit von 1/8000 Sekunde erlaubt, ist bei der 6D bereits bei 1/4000 Schluss.
    Meine Meinung : Das tut echt weh. Die magere Verschlusszeit 1/4000 der 6D raubt mir glatt eine Blende. Da ich gerne auch bei prallem Sonnenlicht offenblendig fotografiere, werde ich in bestimmten Situationen (damit die Bilder nicht überbelichtet werden) wohl um einen ND Filter nicht drum herum kommen. Ärgerlich. Alternativ gibt es zwar (wie bei der 5D Mark II) noch die Möglichkeit, auf Iso50 auszuweichen, aber damit reduziert sich auch die Dynamik (wie eben bei der 5D Mark II) um eine Blende.

Soviel zu meiner Meinung zur EOS 6D bzw. meinem ganz persönlichen Review über die „kleine“ Vollformat DSLR aus dem Hause Canon. In der Summe ihrer Eigenschaften hat Canon eine wirklich tolle DSLR auf dem Markt gebracht.

Canon EOS 6D (3 von 3)

Achja, bleibt noch eine letzte Frage, warum ich mir nicht die EOS 5D Mark III gekauft habe… Ganz einfach – meiner bescheidenen Meinung nach stimmt bei dieser Kamera in Relation zur 6D das Preis/Leistungsverhältnis überhaupt nicht, sie macht zwar hier und da Sachen besser (zB ist der Autofokus deutlich umfangreicher) aber das rechtfertigt in meinen Augen (und auch für mein Anwendungsgebiet) keinen Aufpreis von aktuell 1200(!) Euro gegenüber der EOS 6D.

Sollte die nahe Zukunft zeigen, das die Canon EOS 6D auch im harten Hochzeitseinsatz so arbeitet, wie ich mir das vorstelle, wird in absehbarer Zeit ein zweites 6er Gehäuse auch die 5D Mark II ersetzen.

PS: Wer etwas tiefer in die Technik der 6D eintauchen möchte, dem empfehle ich den passenden Tech-Artikel auf den Seiten des Canon Professional Network (CPS)

10 Antworten auf „Meine Meinung zur Canon EOS 6D“

Ich sehe noch eine Vorteil bei den SD-Card, obwohl ich auch eigentlich kein Freund davon bin: fast jedes Notebook hat heute einen Leseschacht für die SD-Card. Da spart man sich das Gefummel mit einem Lesegerät oder das Gehampel mit einem Kabel zur Kamera.

Ebenso sehe ich zig-AF-Sensoren nur als Behinderung an. Ich nutze schon immer nur den mittleren und schwenke die Kamera entsprechend.

Das mit dem Sucherbild ist so eine Sache. Meine D700 zeigt mir im Sucher auch „nur“ 97%. Das ist aber nicht tragisch, weil ich dann letztlich den Teil der „über“ ist in der Post wegschneiden kann. Es gibt aber auch Situationen wo ich im Sucher „an der Grenze“ arbeite, im HInterkopf aber weiss, da ist noch was, und dann ist alles wieder gut.
Man muss nur aufpassen wenn man auch eine Kamera mit 100% Sucherbild hat, dass man daran denkt. Sonst kann das schon mal in die Hose gehen 😉

Da bin ich in ein paar Punkten leider nicht ganz deiner Meinung. Ich fotografie selbst professionell Hochzeiten mit zwei 5D Mark II Gehäusen und was ich jedesmal deutlich spüre, ist der unheimlich langsame Autofokus der 5D Mark I und II Modelle (haben denselben). Leider wurde dieser AF auch zu 99 % in der 6D verbaut, ein echtes dickes Minus. Gerade wenn sich die Brautpaare bewegen oder in der Kirche der Einmarsch ist, ist es sehr schwierig mit der 5D Mark I oder II punktuell scharf zu stellen. Da hat die 5D Mark III den superschnellen, professionellen AF der 1D Modelle bekommen. Allein schon das rechtfertigt den hohen Preis für ein 5D Mark III Gehäuse. Übrigens hat die Mark III auch noch 2 Kartenfächer (eins für Backup). Ein absolutes „Must have“ in der professionellen Hochzeitsfotografie!! Ich werde mir demnächst eine 5D Mark III zulegen alleine schon wegen dieser zwei Unterschiede.

Hallo Helmut,
ja – so gehen die Meinungen/Erfahrungen auseinander. Ich vermisse einen 2. Kartenschacht zB überhaupt nicht, hatte auch noch nie einen Ausfall (nutze aber auch nur Markenkarten). Und nein, in der 6D ist DEFINITIV nicht der AF der 5D I oder II verbaut, denn weder Geschwindigkeit noch die Genauigkeit sind mit den „alten“ 5er Gehäusen vergleichbar. Ich würde eher auf eine Verwandtschaft zur 7D tippen, wobei der mittlere Sensor noch empfindlicher ist als die Mark III. Auch hatte ich nie Probleme mit der AF Geschwindigkeit/Genauigkeit bei der Mark I oder Mark II, weder in der Kirche, noch im dunklen Standesamt. Aber jeder so, wie er möchte – die Mark III ist auf keinen Fall eine schlechte Kamera, im Gegenteil! Aber in meinen Augen einfach viel zu teuer.

Dann wäre deine optimale Wahl eigentlich die 5D Mark III. Die ist nämlich in allen von dir bemängelten Punkte (ISO, AF-Geschwindigkeit und Genauigkeit) top, dies allerdings zu einem relativ hohen Preis.

Habe eben deinen Artikel durchgelesen. Top! Danke für deine ganz subjektiven Bemerkungen zu den einzelnen Punkten. Genau so etwas habe ich abschließend für meine Kaufentscheidung noch benötigt! 😉

LG
Matze

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