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Micro Four Thirds / MFT – wie kann man richtig freistellen?

Wenn man von Einschränkungen im Zusammenhang mit dem MFT System spricht, so kommt immer recht schnell das Thema Freistellung zur Sprache, welche mit dem Cropfaktor von 2 gegenüber einem 35mm Vollformat-Chip begründet ist. Aber muss man generell auf eine ordentliche Freistellung verzichten?

Als erstes sollte geklärt werden, warum die Freistellung bei kleinen Sensoren nicht der von 35mm Chips (auch gern Vollformat oder Fullframe genannt) entspricht, obwohl es ja auch für das MFT System 25mm (entspricht 50mm am Vollformat) Festbrennweiten mit f1.4 gibt.

Die Ursache liegt wie bereits oben angeführt im Cropfaktor. Denn während der Cropfaktor keinen Einfluss auf die Lichtstärke hat (die bleibt bei f1.4), so ändert sich die Freistellung im Falle vom Micro Four Thirds System doch um glatte zwei Blenden.

Was heisst das in der Praxis? Das eine Kamera mit MFT Sensor und z.B. dem Panasonic 25mm f1.4 (siehe auch meinen Test) die gleiche Freistellung hat wie z.B. eine Canon 6D (mit Vollformat-Sensor) bei 50mm und Blende 2.8. Während sich bei einem Kopf-Portrait der Hintergund noch einigermaßen durch Unschärfe ausblenden lässt, so ist die Freistellung bei einer Ganzkörper Aufnahme und recht nahem Hintergrund (Bäume, Hecke….) eher unbefriediegend…

Also ist die Quintessenz nun, das sich mit dem Micro Four Thirds System keine ordentlichen Portraits fotografieren lassen? Doch, das geht, wenn man mindestens einen von drei Parameter verändert, welche Abstand zum Hintergrund, Brennweite und Offenblende sind :

  • Möglichkeit 1 : Die Freistellung kann man verbessern, indem man den Abstand vom Model zum Hintergrund vergrößert. Da die Unschärfe hinter dem Fokuspunkt mit größer werdendem Abstand zunimmt, kann dieser Umstand für eine bessere Freistellung ausgenutzt werden. Problematisch ist dabei meist der Platz, denn während man draußen meist die Position des Models varrieren kann so ist es in geschlossenen Räumen wg der begrenzten Platzverhältnisse so gut wie nicht möglich, mit diesem Parameter die Freistellung zu verbessern (es sei denn, man fotografiert in einer Turnhalle).
  • Möglichkeit 2 : Steigt die Brennweite bei gleichbleibender Lichtstärke, so nimmt ebenfalls die Freistellung zu. Nicht umsonst wird das 45mm f1.8 von Olympus als Standard-Portraitobjektiv für MFT Gehäuse überall empfohlen. Hat man genug Platz, dann packt das 75mm f1.8 von Olympus noch einmal eine deutliche Schippe an Freistellung drauf – 150mm bei Blende 3.5 (umgerechnet auf KB) ist schon mehr als ordentlich (wenn auch mit gut 900 Euro nicht gerade günstig). Aber auch hier muss man den Platz haben, damit der benötigte Abstand von Model zum Fotografen bei Ganzkörperaufnahmen eingehalten werden kann.
  • Möglichkeit 3 : Ein Objektiv mit großer Lichtstärke / Offenblende wählen.
    Mitakon 25mm f095002_
    Panasonic GH4 + Mitakon 25mm bei f0.95

    Für das MFT System gibt es schon seit einigen Jahren extrem lichtstarke Festbrennweiten mit einer Offenblende von f0.95 von Voigtländer bzw SLR Magic sowie seit wenigen Monaten auch vom eher weniger bekannten Hersteller Zhongyi (ZY Optics). Umgerechnet auf das KB Format kommt man bei einem 25mm f0.95 Objektiv dadurch schon auf 50mm bei f2 , noch besser wird es beim Einsatz des 42,5mm f0.95 Noctilux von Voigtländer, welches umgerechnet auf 85mm bei f2 kommt. Zum Vergleich : Eine EOS 7D (Cropfaktor 1,6) mit einem 50mm f1.8 kommt auf 80mm bei (rd) Blende 2,8. Nachteil dieser Lichtriesen ist der fehlende Autofokus, bei den Modellen von Voigtländer, ZY Optics sowie SLR Magic handelt es sich ausschließlich um manuelle Objektive. Die aktuell einzige Autofokus-Alternative ist derzeit nur das Panasonic 42.5mm f1.2 (entspricht 85mm und Offenblende f2.5)

Fazit : Portraits mit guter/sehr guter Freistellung sind mit dem Micro Four Thirds System problemlos möglich wenn man weiß, wie es geht und mit welchen Parametern sie verbessert werden kann.

Zwar ist auch mit den f0.95 MFT Lichtriesen immer noch keine Extrem-Freistellung wie bei Vollformat-Kameras mit extrem lichtstarken Objektiven möglich, aber man kommt problemlos auf Augenhöhe von Crop-DSLR Kameras inkl Festbrennweite mit einer Offenblende von f1.4

2 Antworten auf „Micro Four Thirds / MFT – wie kann man richtig freistellen?“

Servus,

scgöner Artikel, aber eine Korrektur möchte ich jedoch anbringen: Das Olympus 75/1,8 erreicht nicht mehr Freistellung als das 45/1,8. Bei gleichen Bildausschnitt bleibt die Freistellung gleich. Lediglich der Bildwinkel und die Proportionen ändern sich.

Gruß eXaviar

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