Ich habe mich vorgestern nach Harlesiel begeben, um mal schöne Fotos von Vögeln (hier passender Weise Möwen) im Flug zu fotografieren. Die gemachten Erfahrungen sind ideal, um daraus ein kleines Tutorial zu schnitzen 😉
Da mein Sigma 55-200* nicht die lichtstärkste Version ist, war klar das ich einen schönen sonnigen Nachmittag wählen musste. Die letzten Tage wird man als Fotograf glücklicherweise nicht vom Wetter enttäuscht. Diese Situation sichert niedrige ISO Werte und ermöglicht schnelle Verschlusszeiten um die Vögel „einzufrieren“.
Meine D4o stand wie immer auf M (alles Manuell) und ich hatte folgende Einstellungen gewählt :
- Blende f5.6 – f9 (persönlicher Geschmack – je nachdem wie stark der Hintergrund freigestellt werden soll.)
- Auto-ISO war aktiv. So habe ich immer meine gewünschte Verschlusszeit gehabt und die Belichtung war immer optimal – hier kommt auch das helle Tageslicht zum tragen, die ISO ging nie höher als 800 (was bei der D40 immer noch gute Fotos ermöglicht)
- Verschlusszeit zw. 1/640 und 1/1000 – Damit die hellen Stellen nicht „versumpfen“ , habe ich mich in der Verschlusszeit von langsam auf schnell Stück für Stück gesteigert und dabei die Belichtungsanzeige im Sucher beobachtet. Die ideale Verschlusszeit war gefunden, als die Belichtung ca 1 Blende unter der optimalen Belichtung ist.
Bei dieser Aktion mit der Kamera in den Himmel schauen, er dient hier als hellster Referenz-Hintergund. Hintergrund : Wenn es dunkler wird (z.B. Meer als Hintergrund) regelt die ISO-Automatik nach, nur nach oben kann sie es nicht – kleiner als ISO 200 geht bei der D40 bekannterweise nicht. Da kommen dann die Blende und Verschluss ins Spiel. - Der Autofocus stand auf AF-C, d.h. der Autofocus wird ständig nachgeführt – wichtig bei schnell bewegenden Objekten wie z.B. Fußballer oder aber – Vögel 🙂
Hier noch ein paar abschließende Tips :
- Nehmt euch Zeit mit! Versucht nichts übers Bein zu brechen denn das bringt meist keine vernünftigen Ergbenisse.
- Es kann nicht schaden, wenn man sich vorher ein wenig über die zu fotografierenden Vögel im Internet / Bücher informiert. Möwen sind z.B. immer sehr nah am Menschen, wenn ein Fischkutter in einen Hafen einläuft und den Fisch löschen will – Für Möwen gibt es da immer was zu holen.
- Denkt an die richtige Brennweite – Stichwort Fluchtdistanz. Vögel (wie fast alle wildlebenden Tiere) mögen i.d.R. keine menschliche Nähe und neigen dazu, sich fluchtartig zu entfernen. Ich selber habe ein 55-200mm genutzt, was aber bei der Größe der Möwen problemlos ist. Sollen aber kleiner Vögel fotografiert werden, sollten es schon 400mm sein.
- Beachtet die Lichtverhältnisse. Wer nicht grade ein lichtstarkes Edelzoom sein Eigen nennt, ist auf ein helle, sonnige Tage angewiesen. Das gewährleistet schnelle Verschlusszeiten ohne dabei in kritische ISO-Bereiche zu kommen.
- Prägt euch wiederkehrende Flugrouten ein – Im Hafen haben die Möwen immer die gleichen Routen genommen. Auch gab es Stellen, wo sie aufgrund der Thermik fast still in der Luft verharrt sind. Ein idealer Moment für ein Foto. Ferner habe ich die Beobachtung gemacht, das die Möwen in der Luft immer den gleichen „Sammelpunkt“ hatten. Sich in der Nähe eines solchen Punktes aufzustellen ist sicherlich keine schlechte Idee.
- Wer sich den manuellen Modus nicht zutraut, der kann auch eine Automatik nutzen. Wer sich mit Blende, ISO und Verschlusszeit gar nicht auskennt ist mit der Programmautomatik SPORT am besten bedient, da Vögel genau wie Sportler für die Kamera ein sich schnell bewegendes Ziel darstellen.
Ansonsten die Blendenautomatik nutzen. So kann vom Fotografen die Verschlusszeit gewählt werden, den Rest (Blende und ISO) stellt die Kamera ein.
Nochwas : Nicht die Geduld verlieren und Ausschuss gehört bei solchen Fotos immer dazu. Ich behaupte mal, wenn man als Anfänger von allen Fotos einen brauchbaren Anteil von 5-10% hat, ist man schon gut dabei. Also einfach ausgedrückt : Von 100 Fotos sind locker 90 für den (virtuellen) Mülleimer.
Und die fertigen Ergebnisse können dann z.B. so aussehen :
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7 Antworten auf „Tutorial : Vögel im Flug fotografieren“
Puh, die Tipps hätte ich vor zwei Wochen lesen sollen… da hab ich versucht, fliegende Bücher zu fotografieren – das war nicht ohne! Hihi nee, ich bin nicht verrückt, das ist mein neues Fotoprojekt.
Und die Bilder hast du mit 200mm gemacht? Wahnsinn, sind echt klasse geworden – hätt ich nie vermutet, dass das geht.
[…] [O] | sypke.de | Tutorial : Vögel im Flug fotografieren – Tipps und kleine Anleitung wie fliegende Vögel fotografiert werden sollen/können. […]
Schön gemacht, mein Kompliment!
Sehen wirklich gut aus. Ich hatte auch mal ein 55-200 von Sigma, war ein Graus, aber du scheinst ein schönes erwischt zu haben. 🙂
Ja, hatte auch viel Schlechtes über das 55-200 gelesen, anscheinend hat meines mit der D40 sehr gut harmoniert 😉
Ja Geduld und Flugroutenbeobachtung sind hier die wichtigsten Voraussetzungen. Wenn man aber mal den Dreh raus hat, ist es toll. Ich liebe Möven. Habs auch schon ein paarmal probiert, manchmal klappts, manchmal nicht. Einfach nur nicht aufgeben.
Zwar schon ein paar Jahre alt, der Inhalt hat aber nichts an Aktualität verloren. Schön zusammengefasst!