Als ich mich vor kurzem im Internet für den Artikel „RAW Konverter / Entwickler in der Übersicht“ nach passenden Softwarelösungen gesucht habe, habe ich an diversen Stellen wiederholt gelesen, das ein und das gleiche RAW-File je nach Konverter auf dem gleichen PC + Monitor anders aussehen kann.
Wie soll das gehen? Streng genommen ist die Datei doch eine Ansammlung von Daten, welche mit dem richtigen Programm geöffnet das Rohbild zeigt, wie es der Kamerachip zum Zeitpunkt der Aufnahme „gesehen“ hat. Also alles nur Quatsch?
Um zu sehen, ob an den Aussagen einiger User was dran ist, habe ich einfach ein RAW aus meinem letzten „IKEA Studio Versuch- und Selbstportaitshooting“ herrausgesucht und in den Programmen „Nikon Capture NX2 (aktuelle Testversion)“, “ ACDSee Pro 3 (aktuelle Testversion)“ und Adobe Lightroom 3 (freie Betaversion) geöffnet. Damit die unterschiedlichen JPG-Wandler der RAW-Konverter keinen Einfluß auf das Foto haben, wurde aus jedem Programm ein Screenshot (mittels FastStone Capture) gemacht und auf 800×600 Pixel verkleinert (mittels FastStone Viewer).
Hier nun die Ergebnisse :
Von oben links im Uhrzeigersinn : Adobe Lightroom 3(Camera neutral) – Adobe Lightroom 3 (Adobe Standard) – ACDSee 3 Pro – Nikon Capture NX2
Wichtig: Alle RAW-Konverter wurden so neutral wie möglich eingestellt. Also keine Tonwertkorrektur, Schärfung, Kontrast etc. Da Adobe Lightroom mehrere Kameraprofile für den Import anbietet, habe ich „Camera neutral“ und den voreingestellten „Adobe Standard“ genommen.
Das Ergebnis ist deutlich sichtbar, jeder RAW Konverter interpretiert die (Teil-)Daten der Datei anders.
Warum ist das so? Ganz einfach, Nikon´s NEF Format ist in bestimmten Teilen verschlüsselt (Canon verfolgt eine ähnliche Strategie), die Konkurrenz kommt so an wichtige Daten nicht ran und muss diese Werte anders ermitteln. Ich weiß jetzt nicht, wie das genau geschieht, Fakt ist aber, das nur Nikon das RAW wirklich so anzeigt, wie es die (Nikon) Kamera aufgenommen hat.
Deshalb sind auch die Hauttöne von RAW Datein aus Nikon-Kameras oft farbstichig. Klar, das mag sicherlich dem ein oder anderen gefallen, aber wer auf natürliche Hauttöne steht, muss bei den Konkurrenzprodukten erst noch nachjustieren.
Adobe scheint selber schon beim Import eine Kurve über die RAWs zu legen, denn anders kann ich mir die unterschiedlichen Profile (und analog dazu unterschiedliche Darstellungen) nicht erklären. Mein persönlicher Favorit ist tatsächlich der Screenshot von Nikon Capture NX2, hier ist das Ergebniss am stimmigsten.
Fazit : RAW bedeutet nicht gleiches Ausgangsfoto auf dem PC – die RAW Konverter drücken der Datei, bevor die eigentliche Entwicklung losgeht, schon einen persönlichen Stempel auf, der unter Umständen mehr Arbeit nach sich ziehen kann.
PS: Wer einen evtl vorhandene Farbstich seiner Nikon RAW Dateien in Photoshop geöffnet, schnell und einfach entfernen möchte sollte mal hier schauen.
4 Antworten auf „Eine Datei = 4 RAWs ?“
Interessante Entdeckung! Wenn man den Grund weiß ist es ja wenigstens erklärbar 😉
Grüße
Dennis
was jetzt noch schön gewesen wäre wenn du noch ein artikel über colormanagment geschrieben hättest (weißabgleich auf graukeil, calibirerung der monitore usw..) 😉
Grüße JimmyKlick
Mit Farbmanagement werden ganze Bücher gefüllt – da komme ich mit einem Artikel nicht weit. Aber evtl schreibe ich noch einmal etwas über den Weißabgleich mit Graukarte (wenn ich dann mal eine habe…)
ja fänd ich cool da es ja prinzipiell einer der größten Vorteile der Fotografie in RAW daten ist…