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Preisgestaltung in der Fotografie – Das zweischneidige Schwert

Spätestens wenn man anfängt, das Hobby Fotografie durch eine Gewerbeanmeldung etwas „professioneller“ und erträglicher zu gestalten, kommt man an den Punkt, wie man die Preise gestalten sollte.

Und genau hier schliddert man ungewollt in die (auch international) geführte Preisdebatte über Qualität, Dumpingpreise, zerstörtem Fotomarkt, vielen Möchtegern Pro´s usw usf.

Bevor es hier im Text weitergeht, möchte ich für (alle englisch versierten Leser) folgenden Artikel von Zack Arias empfehlen:

Cheap Photographers Only Kill Themselves, Not The Industry.

Die Message ist klar, denn zu günstige Fotografen und Fotodienstleister zerstören auf Dauer nicht den Markt, sondern nur sich selbst bzw ihr eigenes Gewerbe.

Nur hier sehe ich das zweischneidige Schwert dieses Marktes – auf der einen Seite die Pro´s, die sich bereits (als Foto Vollverdiener) etabliert haben und sich darüber auslassen, das sie z.B. nie eine Hochzeit für weniger als 1500€ fotografieren (siehe das Video mit Ondro, welches ich in einem anderen Artikel verlinkt habe) oder ein Portraitshooting für weniger als 150€ shooten würden.

Auf der anderen Seite sehe ich die, die grad anfangen, sich einen Kundenstamm aufzubauen und erst Fuß fassen müssen – wer noch keinen Namen hat, muss halt über den Preis zu Kunden kommen – und auch hier zeigt sich, das am Anfang auch ein Ondro mit 500€ / Hochzeit bzw ein Zack Arias ein Bandshooting für 50$ durchgezogen hat. Natürlich wurden mit dem Erfolg Jahr für Jahr die Preise angezogen und hat auch die Kundschaft, die bereit ist für die gebotene Qualität entsprechend abzudrücken.

Wenn man an der (Verdiener-) Spitze steht, lässt sich leicht sagen, das man sich nicht für wenig Geld „verkaufen“ sollte („…für 500€ / Hochzeit würde ich nicht mal aufstehen…“) und auch den Markt kaputt macht – nur macht man „den“ Markt wirklich kaputt? Ist jeder bereit, für seine eigene Hochzeit 1500€ und mehr auszugeben?
Ich denke, da muss man von „Märkten“ sprechen, denn wie es Fotografen gibt, die unterschiedliche Preisregionen bedienen, gibt es auch Kunden, die die unterschiedlichen Preisregionen erst möglich machen – halt wie der KFZ-Markt, denn dort gibt es ja nicht auch nur Mercedes und so mancher „Mercedes-Verkäufer“ hat im Kleinwagensegment angefangen (siehe oben).
Aber generell ist auch klar, das ein Vollberufsfotograf mehr Geld nehmen muss damit er am Monatsende seine Rechnungen bezahlen kann als einer, der (so wie ich) hauptberuflich sein gesichertes Einkommen hat, unabhängig davon, wieviel Foto-Aufträge im Monat anstehen

Klar, die eigenen Fotos werden mit der Zeit besser, die eigene Erfahrung steigt, und die Kunden wollen mehr bzw werden anspruchsvoller  was wiederrum besseres bzw mehr Equipment (z.B. Portys) fordert und irgendwann reicht ein Mietstudio oder der heimische Keller nicht mehr aus, ein Assistent wird nötig – alles Punkte, die erhebliche Kosten mit sich bringen, welche abgefangen werden müssen – nicht zu vergessen der Name, der (wenn alles optimal läuft) in der entsprechenden Szene/Kundenkreis größer und größer wird. All das treibt den Preis in die Höhe.

Meiner Meinung macht es einfach keinen Sinn, alles zu verteufeln nur weil hier und da günstige Newcomer versuchen, auf dem Markt Fuß zu fassen. Und wie schon mehrmals gesagt : Wohl keiner hat am Anfang die Preise genommen, die er mittlerweile für bestimmte Dienstleistungen aufruft, oder? Und kleine Preise muss auch nicht automatisch kleine Qualität bedeuten.

Wie steht ihr zu dem Thema und der momentan heiß geführten Debatte? Alles Mumpitz oder zerstören tatsächlich die Billigheimer die Preisgestaltung der Pro´s ? Wie hat sich eure Preisgestaltung in den letzten Jahren / Monaten entwickelt?

13 Antworten auf „Preisgestaltung in der Fotografie – Das zweischneidige Schwert“

Wenn ich bei uns in der Innenstadt die „Fotografen“ und deren Referenzen (Hochzeiten) sehe, anschließend aufs Preisschild blicke, dann platzt mir der Sack… für das angebotene Paket soviel Geld zu verlangen, Frechheit!!

Ich sag es mal so: wer sich über solche Billigangebote aufregt, die eigene Existenz gefährdet sieht, und sich über Newcomer Gedanken macht, der/die sollte dann vielleicht anfangen sich qualitativ zu drehen. Ein On-dro muss sich keinen Kopf um soetwas machen, er hat seinen Kundenkreis, enormes Talent, und seine Kunden sind rundum zufrieden. Wer Leistung bringt wird auch dementsprechend entlohnt. 🙂

Meine Preisgestaltung hat sich bisher nicht weiterentwickelt, wo kein Geld genommen wird, kann sich auch nichts ändern. 🙂 Fotografiere schließlich aus Spaß an der Freude, nicht um damit meine Brötchen zu verdienen. Persönlich finde ich das Vitamin B(eziehungen) viel wichtiger als Geld für ein Shooting. Auch das hat der gute Zack einmal angesprochen: umsonst arbeiten kann große Vorteile bescheren – natürlich nicht bei jedem „Auftrag“.

gruß

Ich habe festgestellt, dass man sich (UND dem Markt) mit zu günstigen Preisen bei gleichzeitig hoher Qualität keinen Gefallen tut. Zu keinem Zeitpunkt, auch nicht als Einsteiger.
Die Kunden, die man dann bekommt, sind meiner Erfahrung nach solche, die 1. trotz günstigem Preis noch um jeden Euro feilschen und 2. immer ein Haar in der Suppe finden und einem auch kaum Freiheiten bei der Umsetzung lassen.

Bei höheren Preisen steigt das Vertrauen, das die Kunden in einen setzen und man bekommt weitaus mehr Freiheit bei der Umsetzung der Shootings (ich meine dabei auch und besonders Portraits und Bearbeitung). Die Rate derer, die feilschen oder x Nachbesserungen verlangen sinkt erstaunlicherweise rapide.

Zum Kaputtmachen des Marktes: Doch, das sehe ich schon. Zumindest in dem Teil, in dem die meisten Kunden sein dürften (dem mittleren Preissegment) gibt es eine Preistendenz nach unten, wenn es viele Billigangebote gibt. Da verlangen die Kunden die günstigen Preise des Konkurrenten oder bleiben weg. Das macht interessanterweise grade dem Einsteiger zu schaffen, dem Argumente dann schwer fallen.

Der Preis muß zur gebotenen Qualität passen, auch als Neueinsteiger. Preisdumping zur Kundengewinnung hat noch nie irgendwo einer Branche (und darin sind ja auch die Einsteiger!) gutgetan.

Danke für deinen Kommentar…

die Frage ist nur, was sind gute und was sind Dumping Preise? Wer setzt den Maßstab und ab wann macht man den Markt kaputt?

Ich bin aber nicht der Meinung,das man, wenn man günstig ist, sich auch auf Preisverhandlungen a la „türkischer Basar“ einlassen muss. Ok, dazu gehört schon etwas Rückrat, ich für meinen Fall sehe aber keinen Verhandlungsspielraum (es sei denn z.B. statt einem Auto sollen 2-3 fotografiert werden, da kann man schon etwas Rabatt einräumen – natürlich muss sich das dann in einem gewissen Rahmen bewegen)

Es gab mal irgendwo eine Übersicht mit einer Lohneinteilung eines Fotografen. Dort waren durchschnittliche Preise angesetzt, und man konnte zusammenrechnen. Das interessante daran waren die ganzen Kostenstellen, welche neben dem eigentlichen Bild zur Debatte stehen. Da ist zum einen der Verschleiß der Kamera mit einem Faktor eingerechnet, sowie der PC/MAC usw.

Leider habe ich es auf die Schnelle nicht gefunden.

Hallo,
du sprichst da ein Thema an, was für mich zur Zeit sehr interessant ist. Ich stehe kurz vor der Gewerbeanmeldung und mache mir viele Gedanken zum Thema „Preisgestaltung“. Angefangen habe ich bei einem Trinkgeld von 50€, mittlerweile bin ich bei 150€ angekommen, was wohl auch vorerst die Preisvorstellung nach der Gewerbeanmeldung sein wird. Ich sehe das wie du, wichtig ist nicht der Preis, sondern das Verhältnis zwischen Preis und Leistung. Im Endeffekt bringt es ja auch nichts, 500€ für Portraitbilder zu verlangen, wenn niemand bereit ist, diesen Preis zu bezahlen.

Lieben Gruß

Raik

Die bittere Realität unabhängig von dem im Einzelfall verlangten Preisen ist: Als freiberuflicher Fotograf (als Haupterwerb) werde ich mit deutlich mehr als 50% Wahrscheinlichkeit lebenslang arm sein. Im Alter werde ich mit 70% Wahrscheinlichkeit eine Rente unter 1000 EUR haben, also auf Hartz4-Niveau leben. Das ist zumindest das erschreckende Ergebnis einer Umfrage des größen deutschen Verbandes für Fotografen (Freelens).

Und noch viel erschreckender: Selbst ein so bekannter und erfolgreicher Mann wie Zack Arias kann sich laut eigener Aussage noch immer keine Krankenversicherung leisten. Aua.

Da sollte jeder mal drüber nachdenken, der Fotografie zum Haupterwerb machen will. Vielleicht 1000-5000 Topfotografen weltweit können von der Fotografie wirklich sehr gut leben. Alles dahinter hat verdammt hart zu kämpfen.

Ja, das ist vollkommen normal – aber damit hat jeder Freiberufler zu kämpfen. Wer sich nicht rechtzeitig um Altersvorsorge kümmert, geht leer aus.

Die Frage ist auch: was bedeutet „gut leben“? Ich vermute, dass man etwas mehr wie 3-4000€ netto pro Monat haben sollte um Studio, Versicherungen, Assistenzen und sein Leben zu finanzieren.

Drum würde das für mich auch nichts sein – ich bezieh lieber ein festes Gehalt und fotografiere nebenbei als Hobby.

Um noch eine neue (provokante) These in den Raum zu werfen: Ich glaube nicht, dass „Dumping“-Preise den Markt kaputt machen – ganz im Gegenteil, ich würde sagen, sie machen die Qualität besser.

Frei nach dem Motto „Das Bessere ist des Guten Feind“ gibt es zwei Möglichkeiten, sich vom Mitbewerber abzuheben: Man ist entweder „billiger“ oder „besser“. Oder anders gesagt: Solange die Fotos / der Service / die Nachbearbeitung genauso gut (oder schlecht) sind wie die der lieben Mitbewerber, wird kein Kunde freiwillig einhundert Euronen mehr ausgeben, wenn er das gleiche für einen für ihn „angemesseneren“ Preis bekommen kann.

Sobald die Bilder aber aussergewöhnlich sind, der Service rundum stimmig ist und die Nachbearbeitung aus den Bildern etwas ganz besonderes macht, bin ich als Kunde (und ich spreche aus der Sicht des Kunden) gern bereit, etwas mehr zu zahlen.

Entsprechend muss also der „Dienstleister Fotograf“ etwas dafür tun, dass seine Bilder „wertiger“ werden. Die Zeiten, in denen man in ein Fotostudio ging, viel Geld für sehr durchschnittliche Fotos bezahlen musste und sich anschließend auch noch anhören durfte, dass DAS Model (also man selbst) leider nicht mehr hergegeben hat, sind damit natürlich vorbei – aber als Kunde hält sich mein Mitgefühl für solcherlei „Profis“ dann doch sehr in Grenzen …

Als Hobby-Knipser (Fotograf darf ich mich ja nicht nennen 😉 wiederum sehe ich die Diskussion eher sportlich: Wenn ich billiger (und schlechter) bin als der „Profi“, hat der Profi von mir eh‘ nichts zu befürchten. Bin ich aber billiger und „besser“, sollte sich der Berufsfotograf eher um die Qualität seiner Bilder als um die Preise Gedanken machen …

Just my 5 cents …

Ich habe einige Hochzeiten gesehen mit „normalen“ Fotografen. Der schönste Tag im Leben einem Möchtegern überlassen ist doch sehr riskant und aus meiner Erfahrung da und dort schon mächtig in die Hose gegangen.

Mir hat mein Hochzeitsfotograf ein Angebot gemacht – Reportage € 1.800,- am Ende bekam er wegen seiner großartigen Leistung und zusätlichen Aufträgen zu einer Gesamtsumme von € 3.400,-. Jeder Euro war es mir Wert und dazu hat es noch riesen Spaß gemacht.

Lg
Valentin

@Hannes: „Drum würde das für mich auch nichts sein – ich bezieh lieber ein festes Gehalt und fotografiere nebenbei als Hobby.“

Dann aber wildere bitte auch nicht hobbymässig in Revieren, in denen andere ihr Geld verdienen müssen. Oder möchtest du das Dir jemand deinen Arbeitsplatz wegschnappt, nur weil er das hobbymässig mal eben 150,- Euro günstiger macht? Wenn das alles so zum Spass passiert, geh meinetwegen fotografieren bis du schwarz wirst. Biete es aber nicht als Dienstleistung für Geld an, und mache den Markt derjenigen kaputt, die das tatsächlich als Beruf ausüben müssen.
Das Argument mit den Newcomern die angeblich die Preise kaputt machen…genau das erledigt der Markt von alleine. Viele Kunden (längst nicht alle) haben ein Qualitätsbewusstsein, und das fängt nicht erst bei der Präsentation des Ergebnisses an, sondern meistens schon sehr viel früher. Und ob die Qualität einem selber dann auch noch zusagt ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Noch ein Gedankengang: Wie kann jemand erwarten wenn er andauernd für lau arbeitet, jemals gute Aufträge an Land zu ziehen? Die Kunden sind doch auch nicht blöd… Wenn ich jemanden eine Portraitsession für 150,- anbiete, das nächste mal aber 300,- möchte, ist doch klar das der Kunde sich nochmal herzlich bedankt, und dann schleunigst woanders hingeht. Letztendlich ist man selber schuld, wenn man sich den eigenen Markt durch Billigpreise kaputt macht.

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