Gestern hatte ich einen kurzen Artikel zum Thema Selbstportrait (inkl passendem Setup) gepostet. Darauf kamen Fragen, wie ich die Schärfe hinbekommen habe, was wirklich nicht schwer ist….
Schauen wir uns noch einmal das Setup an, welches ich für meine Selbstportraits benutzt habe:
Model-Position : Ich stand so ca. 1m vor dem Hintergrund, die Kamera (Canon EOS 1000D) stand ca 2m vor mir.
Und wie komme ich jetzt zu der Schärfe bei meinem Selbstbildnis ?
Die Lösung ist wirklich einfach:
- Den Standpunkt mit einem kleinen Stück Gaffa (oder neudeutsch Panzer)-Tape auf dem Boden markieren
- Kamera auf Stativ montieren
- Jemanden bitten, sich auf die Markierung zu stellen (falls keiner da ist irgendeinen hohen Gegenstand auf die Markierung stellen, z.B. ein stehendes Bügelbrett etc).
- Gewünschten Bildausschnitt wählen (und danach Stativ nicht mehr örtlich verändern)
- Mit passenden AF-Feld auf die Augen fokussieren (bzw am Beispiel Bügelbrett auf den Bereich/ die Höhe fokussieren, wo sich die Augen beim Selbstportrait befinden werden)
- Objektiv auf „manuellen Fokus“ stellen und Fokus nicht mehr anrühren
- Blende so wählen, das der Schärfentiefenbereich groß genug ist. Also genug, um auch kleine Abweichungen Abstand Model-Kamera von der Referenz-AF Messung (siehe Punkt 5) kompensieren zu können. Bei einer Crop Camera ist Blende 6,4- 8,0 eine gute Wahl.
- Auf die Markierung stellen und Fotos machen (Funkauslöser, Selbstauslöser….)
Das wars schon. Es sollte mit der Methode keine Schärfeprobleme geben 🙂
Anmerkungen :
- Je größer der Sensor der Kamera, desto größer muss die gewählte Blende sein um die benötigte Schärfentiefe zu bekommen.
- Die Kamera wird im M (=manuellen Modus) betrieben.
- Je größer die Blendenzahl, umso leistungsstärker muss der Blitz sein. Ist der Blitz leistungsmäßig am Ende (d.h. auf voller Leistung) muss die ISO angehoben werden, was evtl auf Kosten der Bildqualität gehen kann.
- Je kleiner die Blendenzahl, desto größer die Gefahr das die Schärfe nicht mehr auf den Augen sitzt.
- Das Umgebungslicht (z.B. Zimmerbeleuchtung) sollte hell genug sein, damit der AF (bei 3+4) ordentlich arbeiten kann. Ggf. das „Referenz-Model“ mit einer Taschenlampe anstrahlen
- Als Verschlusszeit sollte die max mögliche Synchronzeit (XSync) gewählt werden, damit das Umgebungslicht komplett ausgeblendet und nur das Blitzlicht genutzt wird (Nikon meist 1/250, Canon 1/200 – wer sich nicht sicher ist, nimmt 1/160, das sollte klappen)
- Es muss kein Falthintergrund sein. Eine einfarbige Wand oder coole Tapete erfüllen ihren Zweck genauso. Evtl sollte dann aber die Kleidung auf den Hintergrund angepasst werden, damit sich „nichts beisst“.
Und die zwei Blitze? Wie zum Teufel stelle ich die ein?
Auch nicht wirklich schwer, die Blitze werden nach „Strobist“ Manier eingestellt.
- Bei der Kamera Blende, Verschlusszeit sowie ISO einstellen (bei mir war es f6,3, 1/200, ISO 100) – siehe oben
- Hauptlicht auf halbe Leistung
- Test Foto machen und Belichtung mittels Histogramm kontrollieren (die Lichterwarnung der Kamera ist (nicht nur hier) Gold wert!)
- Blitz einstellen. Wenn Histogramm zu dunkel, mehr Blitzleistung, wenn zu hell weniger Leistung. Ggf ISO anpassen (größere ISO=helleres Bild, niedrigere ISO=dunkleres Bild) – hier hilft nur etwas try-and-error oder aber ein Belichtungsmesser)
- Stimmt das Hauptlicht, wird der Effektblitz (mit dem Grid, in meinem Beispiel der SB24) in der Leistung justiert, bis der Hintergrund den Wünschen entspricht.
- Stimmt die Beleuchtung, muss so lange gepose´d werden, bis das gewünschte Foto im Kasten ist. Das kann 30, 50 oder aber 100 Fotos dauern – hier ist Ausdauer gefragt. Ruhig auch einmal was verrücktes vor der Linse machen – Vielleicht ist es ja der „Killershot“, den ihr gesucht habt 🙂
- Fertig.
7 Antworten auf „Optimale Schärfe bei Selbstportraits“
Hey!
Also eigentlich doch ganz einfach…
Meine letzten Versuche missglückten aufgrund von f2,8!
Das ging so gut wie gar nicht. (f2,8 musste sein)
Danke für die Mühe und Erklärung!
Naja, f2,8 sind am Crop aber nur wenige cm (und an KB noch weniger). Da genau die Augen zu treffen ist wahrlich sehr schwer. Da wird mit größerer Blendenzahl deutlich einfacher.
Meiner Meinung nach geht es noch viel einfacher, zumindest wenn Du eh blitzt und der Autofokus so intelligent ist, sich selbst einen Schärfepunkt zu suchen. Den Raum soweit abdunkeln, dass der Autofokus nichts mehr findet. Dann mit einer Taschenlampe Deine Augen erhellen (Augen können ruhig geschlossen werden) und den AF aktivieren. Taschenlampe weg, auslösen – scharfes Bild. Ach so: vorher die Augen wieder öffnen… 😉
Danke für den Tip!
Super Tipp, vielen Dank!!
[…] gibt ein paar Tipps zu seinem Selbstportrait-Aufbau und wie er die optimale Schärfe für Selbstportraits einstellt. Ich finde die Tipps klasse und werde diese bei meinem nächsten Portrait ausprobieren. […]
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