Heute gibt es wieder mal einen Testbericht zu einer Canon Festbrennweite, obwohl ich diesen quasi bereits vor geraumer Zeit schon geschrieben hatte… HÄ? Naja, nicht genau diesen Artikel, sondern den für das 85mm 1.8 (ebenfalls von Canon). Warum aber meiner Meinung nach das 100mm das bessere „85er“ ist, klärt der folgende Artikel.
Das Canon EF 100mm 1:2,0 * kostet ca. 430€ und ist dank EF Bajonett 100% Vollformat kompatibel. Wie bei den Canon Nicht-L Linsen üblich, muss die Streulichtblende * (auch gern Gegenlichtblende oder Geli genannt, identisch mit der GeLi vom 85mm 1.8) extra geordert werden.
Technische Daten Canon EF 100mm 1:2,0 USM
Das EF 100mm 2.0 kann man getrost als den „Zwillingsbruder“ vom EF 85mm 1.8 USM bezeichnen. Stellt man die beiden Objektive nebeneinander, sind nur sehr kleine Unterschiede zu erkennen.
Das Objektiv hat eine feste Brennweite von 100mm und fällt daher in die Kategorie „leichtes Tele“. Durch die große Brennweite verzerrt das Objektiv so gut wie gar nicht und eignet sich dadurch (nicht zuletzt auch wg der Lichtstärke) als ideale Portraitlinse.
Das Objektiv ist wie oben bereits erwähnt Vollformat tauglich, an einer Canon Crop-Kamera (Cropfaktor von 1,6 wie EOS 40D, 50D, 60D sowie 350D, 400D, 450D, 500D, 550D …) verhält sich die Festbrennweite vom Bildausschnitt her wie ein 160mm Objektiv und ergibt so am Crop eine etwas längere Portraitlinse verbunden mit einer ordentlichen Tele-Wirkung bei fantastischer Freistellung. Durch die Crop-Verlängerung kann es auch schon gut für den Zoobesuch eingesetzt werden.
Die Lichtstärke ist sehr gut. Portraits sind mit der Linse sehr gut möglich, dank der großen Offenblende lassen sich diese super freistellen.
Die Naheinstellgrenze beträgt 90cm, was schon recht viel ist – Makroaufnahmen sind mit diesem Objektiv nur sehr bedingt möglich.
Der Autofokus-Motor (Ultraschallmotor) arbeitet schnell und sehr zuverlässig, eine manuelle Fokussierung ist ebenfalls möglich (Schalter MF/AF am Objektiv). Der Motor ist fast nicht hörbar und daher das Objektiv auch für kritische Situationen (Trauung Kirche bei absoluter Stille) ohne Einschränkung und bösen Gesichtern der Gäste/des Pfarrers 100% verwendbar. Der Autofokus ist von der Geschwindigkeit mit dem EF 85mm 1.8 identisch.
Das Filtergewinde hat einen Durchmesser von 58mm, der Tubus dreht beim Fokussieren nicht, das Objektiv eignet sich dadurch für zirkulare Polfilter.
Das Objektiv ist für seine Brennweite und Lichtstärke relativ klein + kompakt (Durchmesser 75mm x Länge 75mm) , recht leicht (ca. 460 Gramm) und besitzt ein Metallbajonett. Ein kleines Sichtfenster gibt Aufschluss über die aktuelle Entfernung zum Objekt.
Das Objektiv besitzt 8 Blendenlamellen.
Haptik Canon EF 100mm 1:2.0 USM
Das Objektiv entspricht dem Durchschnitt der Objektive dieser Preisklasse. Der Korpus besteht aus Kunstoff, was man auch deutlich sieht. Es wackelt jedoch nichts oder hat Spiel. Die Haptik ist identisch mit dem Canon EF 85mm 1.8 USM
Das Metallbajonett vermittelt eine solide Verbindung zur Kamera. Der manuelle Fokus könnte für mein Empfinden etwas schwergängiger sein, er lässt sich zu leicht drehen.
Optische Leistung Canon EF 100mm 1:2,0 USM
Die optische Leistung der Linse ist meines Erachtens einfach klasse. Mein Model ist bereits bei Offenblende scharf, ab Blende 2,8 ist es richtig scharf.
Verzerrung : So gut wie nicht wahrnehmbar und eine Entzerrung am PC meines Erachtens nach Zeitverschwendung (es sei denn das das Foto nur aus parallelen Linien besteht)
Vignettierung : Klar, gibt es an Vollformat und ist bei Offenblende und entsprechenden Motiv sehr deutlich sichtbar (bei Offenblende hin 1 Blende). Ich finde aber grad in Verbindung mit der Peoplefotografie willkommen und unterstützt meine Bildsprache.
Wem die Vignette nicht gefällt : eine elektronische Korrektur ist aber problemlos möglich, ansonsten hilft abblenden.
Vignettierung an einer Crop DSLR ist dank dem kleineren Sensor bei Offenblende kein wirkliches Thema.
Chromatische Aberration : Vorhanden, aber besser als beim EF 85mm 1.8 USM.
Bokeh : Sehr sehr gut. Bei Offenblende schon vorbildlich und bleibt beim abblenden cremig.
Kontraste und Farben : Sind ebenfalls gut, wenn aber nicht auf dem Niveau von L Objektiven (wen wundert das schon?).
Praktische Erfahrungen mit dem Canon EF 100mm 1:2,0 USM
Mich haben die CA´s beim 85mm 1.8 immer richtig geärgert (grad bei weißem Brautkleid, dunklen Anzug öfters sichtbar) und bin deswegen auf das EF 100mm 2,0 USM gewechselt – und siehe da, das 100er hat die Probleme nicht so extrem.
Das 100er ist zur Zeit meine Portraitlinse, grad wenn das Licht etwas schwächer ist.
Canon EF 100mm 1:2,0 USM – für wen geeignet?
Meiner Meinung nach ist das 100er das bessere 85er. Ob man aber mit den 15mm mehr Brennweite (grad bei Crop-Kameras) leben kann, muss jeder für sich selber schauen. Für Peoplefotografen eine wirklich brauchbare Linse mit guter Schärfe, schönem Bokeh und (für den Preis) akzeptabler Haptik
Mein Fazit zum Canon EF 100mm 1:2,0 USM
Wie schon gesagt, für mich ist das Canon EF 100mm 2,0 USM* das bessere 85er. Ob das aber den Aufpreis von gut 100€ (gegenüber dem EF 85mm 1.8 USM) rechtfertigt, muss jeder für sich selber entscheiden.
* Affiliate-Link (Ich bekomme bei Kauf eine kleine Provision, ihr zahlt nicht mehr)
5 Antworten auf „Test : Canon EF 100mm 1:2,0 USM“
Nutzt Du die Linse an Crop oder Fullframe? Kannst Du es mit dem EF 70-200/2,8 vergleichen?
Moin moin aus Hamburg,
vielen Dank für deine immer wieder tollen Artikel – bei meiner Kaufentscheidung haben mir diese immer sehr geholfen (auch wenn ich nicht über Amazon kaufe, sondern beim Profi meines Vertrauens, sorry).
Lichtstarke Objektive sind ja leider immer etwas teurer. Auf Festbrennweiten kann ich in meinem Einsatzbereich nicht zurück greifen, da ich hauptsächlich Band-Auftritte fotografiere und filme brauche ich einfach den Zoom für den richtigen Ausschnitt. Die Verzerrung durch Tele ist hierbei eigentlich an ganz geiler Effekt. Wenn das nicht gewünscht wird, muss man sich eben auf die Bühne legen zum fotografieren 🙂
Für normale Aufnahmen ist das Canon EF 100mm 1:2,0 USM aber super geeignet, also wenn man nah genug an das Objekt rankommt.
Macht weiter so, gefällt mir sehr gut!
@Uwe : Ich habe die Linse am Fullframe genutzt. Ein Vergleich mit dem 70-200 2,8 war mir nicht möglich, ich behaupte aber mal das die Linse vom optischen Aspekt her ebenbürtig ist. Meine Version war bereits bei Offenblende schon sehr scharf und abgeblendet auf 2,8 sollte es noch ein gutes Stück besser sein.
@Mr. Video : Schön, das dir die Testberichte gefallen – freut mich!
Moinsen,
verwende auch das 100er statt 85er, allerdings kommt mach sich zumindest in den „Fachforen“ immer ein bisschen fremd vor, denn das 100er spielt dort so gut wie kaum eine Rolle – leider 😉
Da hast du Recht Dirk, das 100er ist der klassische Underdog….