Keine Angst, ich werde hier nicht die x-te Diskussion was besser ist (Zoom oder Festbrennweite) vom Zaun brechen oder zur Umfrage aufrufen (oder doch ?)…
Es geht hier mehr um (m)eine Überlegung(en) für meinen (zukünftigen) Objektivpark und wie ich diesen gestalten will / werde.
Tolle Hochzeit, Kunde zufrieden – ich aber nicht
Vor ein paar Tagen habe ich meine erste Hochzeit fotografiert, die Fotos sind fertig und ausgeliefert, Kunde überglücklich – alles gut ?
Nein, denn für mich hat die Hochzeit (aus technischer Sicht) einen faden Nachgeschmack hinterlassen, denn mit meinem 2.8 Zoom (Tamron 28-105mm) bin ich doch bei dieser Feier öfters an die (Licht)Grenzen gekommen bzw hier und da hätte ich mir eine niedrigere ISO gewünscht (klar, die 5D ist schon recht rauscharm aber es ist immer besser, wenn man die ISO so tief ansetzt wie es die Lichtverhältnisse zulassen).
Was also tun? Ich hatte kurz ein anderes Zoom von Tamron im Auge bzw das alte „L“ von Canon (28-70mm 2.8) aber das hätte mir (mal abgesehen vom moderneren Design bzw. etwas mehr Schärfe) mal gar keine wirklichen Vorteile gebracht.
Zoom durch Festbrennweiten ersetzbar ?
Markus brachte mich nun auf die Idee, Hochzeiten (bzw generell) nur mit Festbrennweiten zu fotografieren, was dann natürlich auch einen zweiten Body vorraussetzt (der aber bei solchen Veranstaltungen eh als Backup dabei sein sollte, siehe meinen Artikel zum Zweitbody). Die Vorteile liegen klar in der besseren Lichtstärke und auch bewegt sich die Schärfe selbst von günstigen Festbrennweiten auf Nievau der teuren Zoomobjektive. Die Flexibilität eines Zoomes (=die schnell verstellbare Brennweite) geht dann natürlich flöten und man muss sich mehr Gedanken vor und beim „Schuss“ machen (was aber durchaus auch kreativitätsfördernd sein kann).
Nun stellt sich die Frage, welche Brennweite(n) denn die beste Wahl wäre(n). Wichtig ist, die Anzahl der Festbrennweiten auf ein Minimum zu reduzieren und dabei ein Maximum an Brennweite abzudecken. Ich habe ja bereits die sehr gute 50mm 1.4 Brennweite in meinem Objektivpark. Das Problem ist aber die Brennweite, denn 50mm sind einfach zu lang (auch an Vollformat), grad wenn in einem kleineren Raum wie z.B. dem Trauzimmer in einem Standesamt ist. Auch hatte ich die Tage Probleme, vernünftige Oberkörpershots von zwei Kindern in einem Zimmer zu bekommen, da ich nicht weit genug weggehen konnte. Also brauche ich etwas unter 50mm, aber auch was für „Obenrum“
1. Canon EF 35mm 1:2,0
Canon bietet zwei verschiedene 35mm Festbrennweiten an, wobei die 1.4L Version* schon allein aufgrund des Preises für mich erstmal keine Rolle spielt. Ich tendiere zum Canon EF 35mm 1:2,0* ,denn diese FB gibt es schon für rund 260€. Und wenn man ein wenig Google bemüht zeigt sich schnell, das es sich um eine richtig gute Optik handelt. Klar, die „L“ Version ist deutlich lichtstärker, aber auch mal eben um den Faktor 5 teurer.
2. Canon EF 85mm 1:1,8
Im „nicht-L“ Bereich ist das Canon EF 85mm 1:1,8* sicher der Portrait-Klassiker schlechthin und es findet sich Lob an jeder Ecke. Eigentlich ein „Must have“.
Auch beim 85mm 1.8 gibt es einen großen Bruder, der aber auch wieder um den Faktor 6 teurer ist und daher erstmal keine Option für meinen Geldbeutel.
Das wär jetzt meine Wahl in Sachen Festbrennweiten…
Aber Stop, hatte ich nicht weiter oben noch geschrieben, das ich trotz Festbrennweiten eine gute Flexibilität haben möchte? Habe ich auch – mit nur zwei Objektiven.
Flexibilität dank unterschiedlicher Sensorgröße
Die erwähnte Flexibilität kommt durch den geplanten Zweitbody (Canon EOS 30D ) mit APS-C Sensor und dem damit verbundenen Crop-Faktor ins Haus.
Bevor jetzt die ersten Einwände kommen, mir ist schon klar, das 85mm Brennweite 85mm Brennweite sind und auch bleiben. Aber der Bildausschnitt ändert sich mit dem Cropfaktor – ein 85mm Objektiv erzeugt an einer Canon APS-C Kamera den gleichen Bildausschnitt wie ein 136mm Objektiv an einer Canon Vollformat Kamera.
Durch diese „virtuelle“ Brennweitenveränderung habe ich je nach Kombination Festbrennweite – Kamerabody insgesamt vier „Brennweiten“ zur Verfügung, nämlich 35mm, 56mm, 85mm sowie 136mm.
Damit habe ich die gewünschte Flexibilität und sollte jede Situation abdecken können. Falls untenrum noch etwas fehlen sollte (also noch mehr Weitwinkel) kann ich Dank APS-C Body zu guten UWW (oder gar Fisheye) DX Objektiven greifen.
Und doch : Jetzt kommt ihr (Überraschung 😉 ) zum Zug – mich interessiert jetzt eure Meinung / Standpunkt zu meinen Überlegungen – sinnvoll oder quatsch?
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19 Antworten auf „Festbrennweite oder Zoom ?“
Schonmal an das Canon EF 50mm f/1.8 II gedacht? Habe ich mir letztens erst zugelegt, super Objektiv, selbst in „relativ“ Dunkler Umgebung spitzen Fotos (wenn man mal in einem Raum ist, wo das Licht nicht so stimmt). Gibt es auch als teure Variante und wird in beiden Versionen in höchsten Tönen gelobt.
Hallo Daniel, ich habe ja bereits das EF 50mm 1.4, aber es ist in Räumen einfach zu lang – daher das 35mm und für Obenrum das 85mm 🙂
Festbrennweite, Festbrennweite, Festbrennweite…es geht nichts darüber 🙂
Wer geübt ist bekommt das wechseln so schnell hin das ein zweiter Body sogar vernachlässigt werden könnte!
Ich tendiere derzeit zum 28mm da mir die 35 etwas zu lang sind 🙂
Meiner Meinung nach ist das 50er einen Ticken besser als das 85er, und ich benutze es sehr gerne und es ist schon zu meinem immer drauf geworden…
Ist ja hier ne echte Daniel-Inflation 😉
Das 50mm 1.4 ist super, keine Frage aber für das, was ich vorhabe von der Brennweite her nicht Fisch, nicht Fleisch, daher werde ich es gegen das 85mm / 35mm tauschen.
Gute Wahl 🙂
Zumindest das 85,,/1.8 steht in nächster Zeit auch bei mir an. Spätestens wenn der MR-14 Ringblitz verkauft ist.
Von den Testberichten her ist das ein schönes Teil, mal sehen wies wird.
BTW: Annika ist seit dem 15.9 nun endlich Braunschweigerin :-))
Na das freut mich doch sehr. Grüß mal schön 🙂
Ein kleiner Denkfehler steckt in der „Flexibilität“: Sobald du dich auf einer Kamera für eine Brennweite entschieden hast, hast du nicht mehr die komplette Auswahl, weil der Cropfaktor dann nicht mehr variabel ist. Oben klingt es so, als hättest du dann immer noch drei zur Auswahl. In Wahrheit aber nur noch eine.
Insgesamt finde ich 35mm und 85mm eine gute Wahl. Damit lassen sich die meisten Situationen gut meistern. Für sehr schnelle Szenen möchte ich aber auf meine Zoomobjektive nicht verzichten.
Viele Grüße
Hendrik
Hallo Hendrik,
da hast du natürlich recht, das die von mir genannte Flexibilität auch ggf mit dem Tausch der Sensorgröße einhergeht und ich (bei meiner erwähnten Konfiguration) immer nur zwei verschiedene Brennweiten zur Verfügung habe.
Meine Empfehlung: Standardzoom für die Standardsachen (Trauung, Gäste, Standesamt… Gruppenbild), und eine ordentliche lichtstarke Linse für die wichtigen Anlässe (Paarfotos, Details usw).
Eventuell noch eine zweite mit mehr weiwinkel am VF – also sowas wie eine 28/2.8 oder so… das bissl rauschen fällt dem paar eh nicht auf, das sind Laien. 😉
Hi Hannes,
genau da liegt das Problem (wie ich finde). Es gibt bei einer Hochzeit keine „Standardsachen“. Eine Hochzeit ist immer Einzigartig uns so sollen auch die Bilder sein. Ein Fotograf sollte sich nicht nur bei den Paarfotos mühe geben, sondern bei ALLEN Fotos.
Und btw. die meisten Paare freuen sich in der Tat mehr über die Bilder die „drumherum“ passieren als die Paarbilder. Das gilt natürlich nur für das Paar selber.
vg
Markus
Das 35 f2.0 hatte ich, aber ich hatte mit dem Objektiv so meine Probleme, zum einen war es die Perspektive die es am APS-C liefert, war mit zu langweilig, das 2. was mich gestört hat war der AF, der laut und langsam war, zumindest im Vergleich zum 50 f1.4.
Statt dem 35 er würde ich über das 28 f1.8 USM nach denken, nicht viel teurer, dafür aber schnellerer und leiserer AF ggf. in der Kirche von Vorteil
oder das Sigma 30 f1.4 HSM, sogar eine ganze Blende mehr gegenüber dem 35er von Canon
Gruß
Jürgen
Hallo Jürgen,
die von dir genannten FBs hatte ich mir bereits angeschaut. Ich befürchte nur, das 28mm einfach zu wenig sind wobei natürlich die Verzerrungen digital korrigiert werden können aber der Look doch nicht so passen soll. Die 1/3 Blende, die das 28mm mehr an Lichtstärke mitbringt, ist nicht verkehrt, aber auch nicht ausschlaggebend für einen Wechsel.
Das Sigma kann da schon mehr in Sachen Lichtstärke (1 Blende mehr wie du schon sagtest), aber es ist halt ein Sigma – eine Version mit treffsicheren AF zu finden ist halt wieder mit Glück verbunden.
Hi,
hast Du dir mal den Handelsbereich im DSLR Forum angeschaut?
Gefühlt jedes 4-te L-Objektiv wurde vom Erstbesitzer zum Justieren geschickt und der Fokus sitz perfekt, Die Sigma Objektive werden „seletiert“ gekauft und auch hier Sitz der Fokus perfekt. Daraus schliese ich erstmal: Canon hat ein Problem mit der Serienstreuung 😉 oder Sigmas Problem ist heute auch nicht größer.
Das 28er hatte ich nicht wg. Des Lichtwertes in der Liste sondern wg. dem USM
Gruß
Jürgen
Hab grad gesehen, das 30mm ist ein DC, also nur für Crop geeignet – dann klappt es eh nicht, da es an die 5D ran soll….
🙂
Mich plagen seit Wochen die gleichen Gedanken!
Auch erste Hochzeit rum, auch unschlüssig, was denn jetzt besser wäre!?!
Momentan bin ich mental auf folgendes Eingestellt:
+ Zoom:
Da bin ich nicht wirklich zufrieden, da mir das 24-105 L zwar nen guten Brennweitenbereich bietet, aber mit f4 ist es einfach zu Dunkel. Vom 100-400 reden wir erst gar nicht!
Deswegen überlege ich, die zwei gegen ein 24-70 f2,8 und ein 70-200 IS USM II zu wechseln.
+ FB:
Die Lichtstärke ist ja nahezu unschlagbar: Nahezu…
Ich hab es leider noch nicht selbst probieren können, aber man sollte im Hinterkopf behalten, dass Festbrennweiten auch einen kleinen Nachteil haben!
Erstens, ist es oft Glückssache bei f1,8 oder mehr die Schärfeebene dorthin zu bekommen, wo sie hin soll. Besonders in dunklen Räumen oder bei Bewegungen!
Zweitens haben FBs keinen IS! Zumindest das neue 70-200 L IS USM II soll dahingehend sehr gut sein und könnte es insofern mit einer FB aufnehmen! (Wie gesagt, ich kann es nicht bezeugen!) Ich hoffe, es kommt bald ein 24-70 IS raus!
Ich persönlich mag FBs auch sehr gerne, aber mir ist die Beschränktheit auf eine oder zwei Brennweiten zu wenig. Denn man hat IMMER das falsche Objektiv drauf…
Hm…
Also wenn du die 2.8er L mit den guten L FB´s vergleicht, haben die FBs einen Lichtvorteil von 2,5 Blenden (1.2 zu 2.8) bzw 2 Blenden (1.4 zu 2.8) – damit wäre der Vorteil des IS (was die Verschlusszeiten betrifft) dahin. Blendest du die FBs ab, fehlt dir aber das Feature.
Thema Schärfe : Natürlich hast du bei 1.8 oder kleinere Blendenzahl (grad an Vollformat) eine sehr geringe Tiefenschärfe, was aber durch abblenden korrigiert werden kann. Das aber der AF bei guten FBs in dunklen Räumen schlechter sitzt als die lichtschwächeren Zooms halte ich für ein Gerücht, im Gegenteil kann der AF durch die extrem gute Offenblende viel besser arbeiten als mit 2.8.
Und was man absolut nich vergessen sollte – den Look, der momentan extrem angesagt ist (Offenblende halt) bekommst mit nem 2.8 nicht hin (höchstens an Mittelformat) – egal wie gut es ist. Das geht nur mit Objektiven mit Offenblende 1.8 und offener 😉 Die 1.2L sind ja nicht umsonst in der Hochzeitsfotografie so beliebt.
Hm…
Aber was nützt eine FB mit f1,2 (die etwa 1.300€ kostet), wenn ich sie abblende?
Zumindest nach Herstellerangabe führt beim neuen 70-200er mit IS “ der optische Bildstabilisator für eine bis zu 4 Stufen längere Verschlusszeit“. Was auch immner das heißen soll… Also meiner Rechnung nach etwa f1,8?! Zumindest von der VZ, nicht vom Bokeh, versteht sich!
Den besagten Look bekommt man so sicherlich nicht hin.
Hab trotzdem in letzter Zeit versucht, einfach mal statt mit 1,8 mit 2,8 zu fotografieren. Einfach mal um zu sehen, ob mir der Unterschied negativ auffällt. Und das tut er nicht.
Wir können hier noch lange hin und her diskutieren, was denn nun Sinnvoller wäre.
Es kommt sehr auf den persönlichen Stil und die Bedürfnisse an.
Z.B. mag ich es gerne weiter weg und heimlich zu fotografieren. Das ständige Objektivwechseln hat mich zumindest bei der letzten Hochzeit gestört. Auch allein wegen den unterschiedlichen (bzw. schlechten) Lichtstärken.
Letzten Endes kann man mit FBs aber nicht viel falsch machen. Und wer das nötige Kleingeld hat, wird sich früher oder später eh beides zulegen (Zoom & 2-3 FBs). So ist zumindest mein Plan! 🙂
Am liebsten hätte ich jedoch ein 12-200mm L IS USM IV f1,4 Objektiv. Canon, macht mal! 🙂
@weit-winkliger „Aber was nützt eine FB mit f1,2 (die etwa 1.300€ kostet), wenn ich sie abblende? “
Ganz einfach, die Festbrennweite mit einer Anfangsöffnung f1,2 bietet schon ab Blende 2 eine exquisite Bildqualität. Die f1,8er leider erst ab Blende 4, womit die vermeintliche Lichtstärke im hochqualitativen Bereich schon wieder obsolet ist. Irgendwo muss der Preisunterschied ja auch herkommen…
Zum 35mm f/2 kann ich beisteuern das es zwar mittig eine gute Bildqualität liefert, der Randbereich in der Schärfe aber ziemlich stark nachlässt. Auch hier hilft leichtes abblenden. Bei gleichen (mittleren) Blendenzahlen ist z.B. das 17-55 2.8er Zoom im Randbereich besser. Das Bokeh ist „gewöhnungsbedürftig“. Der Autofokus laut und nervig. Dafür ist diese Linse wunderbar leicht und klein. Am Crop ein wunderbarer immerdrauf Festbrenner. Und @Juergen: Da die Perspektive immer noch durch den Fotografen bestimmt wird, klappt es auch mit den spannenden Bildwinkeln bei mir ganz gut… 😉
Wie gesagt, es ist auch irgendwo eine Glaubensfrage.
Man muss halt abwägen zwischen flexiblen Brennweiten und Offenblende.
Ich persönlich habe mir über´s WE das 24-70 2,8 ausgeliehen und habe gehofft, die übrigen Paarbilder zur Hochzeit nachmachen zu können. Leider spielt das Wetter nicht mit…
Demnächst gibt es bei mir ein paar Testschüsse (aus dem Handgelenk, nichts wissenschaftliches). Und wenn alles gut läuft, kommt bald noch ein 70-200 IS USM II dazu.
Natürlich hätte ich auch gerne drei Top FBs, aber mich hat es bei der letzten Hochzeit schon auch gestört, immer das falsche Objektiv draufzuhaben.