Nachdem ich mir ein für mich passendes Schwebestativ gekauft hatte, wurde der Wunsch nach „mehr“ schnell deutlich. Da ich mich mit den „Ganzkörper-Kamerahalterungen“ nicht anfreunden kann (sind für meine Einsätze auch einfach zu groß und sperrig) ging es bei der Auswahl immer mehr in Richtung 3-Achs-Gimbal
Durch Recherche im Internet bin ich auf die Firma DJI aufmerksam geworden, die ihre Herkunft im Drohnenbereich hat und dort über sehr umfangreiche Erfahrungen mit Kamera-Gimbals für Drohnen verfügt. Daraus resultierte dann der „Ronin“, welcher ein tragbarer 3 Achs Gimbal ist und eine Last bis zu 7,25kg(!) mittels Elektronik und Motoren stabilisieren kann. Aber brauche ich das? Dazu kommt ein Eigengewicht von 4,2kg, was zwar dicke Arme, aber auch kraftzehrendes Arbeiten verspricht…
Glücklicherweise hat DJI seit geraumer Zeit ein kleineres Modell, den Ronin M** im Angebot, welcher nicht nur deutlich günstiger ist, sondern mit 2,3kg deutlich weniger wiegt. Zwar kann der „M“ ein Payload (Kamera mit Anbauteilen) von „nur“ 3,6kg tragen, aber da komm ich selbst mit der 6D und dem schweren 85 1.2L nicht ran (immerhin knapp 1,7 kg)
(Nachtrag : Den Ronin-M habe ich bereits zu Canon Zeiten gekauft, das er mit der Panasonic GH4 + sämtlichen Objektiven klar kommen sollte, dürfte logisch sein 😉 )
Leider fehlt dem kleinen Bruder bei der Lieferung der extrem praktische Transportkoffer. Zwar ist der „M“ in einen Transportkarton sicher verpackt, aber ob das Teil so viele Reisen aushält… Wer mit dem Ronin M viel auf Achse sein wird, sollte nochmal Geld in einen stabilen Koffer investieren, bei Amazon gibt es zB einen Hartschalenkoffer mit perfekt passenden Ausschnitten** für den „M“ aus good ol´ Germany zu einem vernünftigen Preis wobei es vom gleichen Hersteller auch einen zum Ronin M passenden Rucksack** für rd 170 Euro gibt.
Dem „kleinen“ Ronin liegt auch etwas Zubehör bei, neben Befestigungsmaterial für die Kamera (sowie eine Objektivstütze) ist auch eine Fernbedienung beiliegend, welche den 2 Personen Operator Modus ermöglicht, d.h. einer trägt den Gimbal und ein zweiter steuert die Ausrichtung der Kamera. Schon sehr cool, wenn auch für mich als „Einzelkämpfer“ nicht wirklich brauchbar. Aber auch für diesen Anwendungsfall hat DJI eine entsprechende Lösung (natürlich gegen Aufpreis) parat :
DJI Thumb Controller für den Ronin M
Die Steuerung der Kamera bzw die Verstellung der Blickrichtung ist auch über den Wireless Thumb Controller** (rd 190 Euro) möglich, welcher direkt am Ronin befestigt wird und wie der Name schon sagt mit dem Daumen bedient wird. Gerade wenn man mehrere Bewegungen zur gleichen Zeit umsetzen will sollte der Controller mit auf der Einkaufsliste stehen – ich habe mir das Teil nachträglich noch gegönnt, da es bei der Kamerabewegung ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Aber zurück zum Ronin M
Dem Gerät ist eine Anleitung sowie eine Schnellanleitung (beides in Englisch) zum Aufbau beigelegt, mit etwas technischen Sachverstand (und YouTube Videos) gelingt der Aufbau aber auch so. Nachdem der Gimbal in sehr kurzer Zeit zusammen gebaut hat (wenn man weiß wie es geht, dauert es keine 5 Minuten) kann die Kamera montiert und ausgerichtet werden. Auch hier hilft die Erfahrung und die Ein- bzw Ausrichtung der Kamera dauert keine weiteren 5 Minuten.
Der Ronin wird nach Montage und vor der Bestückung mit der Kamera in die mitgelieferte Tischschalterung eingehängt, die Halterung kann aber auch an einem konventionellen Lichtstativ (auf ausreichende Standsicherheit achten!) montiert werden (falls kein Tisch zur Verfügung steht).
Wie die Ausrichtung genau funktioniert, ist im folgenden Video gut erklärt
Wichtig ist vor der Ausrichtung der Kamera diese soweit „aufzurüsten“, wie sie später auch eingesetzt wird, also zB inkl. abgeklappten Monitor, montierter Streulichtblende usw. Spätere Änderungen verändern den Schwerpunkt so das es zu Problemen bei der Stabilisierung kommen kann.
Ist die Kamera nun montiert und der Ronin per Hand ausgerichtet, darf am Akku (welcher mit einer Ladung erstaunlich lange hält) der Gimbal eingeschaltet werden und was dann passiert, ist pure Magie… :o)
Nein, natürlich nicht, sondern pure Technik, die jedes Nerd-Herz vor Freude extrem beschleunigt.
Der Ronin macht genau das, was er soll – er stabilisert nun die Kamera und wie durch Zauberei bleibt die Kamera immer perfekt ausgerichtet, egal wie man den Ronin bewegt (natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt).
Bei der Nutzung und der Kalibrierung (welche jedes Mal nach Neuaufbau bzw Kamera- und/oder Objektivwechsel durchgeführt werden sollte) hilft ein Mobile Device mit Bluetooth (passende App „DJI Assistant“ gibt es im AppStore oder PlayStore), in meinem Fall die iOS Version für das iPhone 6. Nach dem Start der App und der Registrierung bei DJI wird automatisch nach verfügbaren Geräten (Bluetooth muss natürlich eingeschaltet sein) gesucht und in meinem Fall auch gefunden.
Mittels App sollte als erstes die „Autotune“ Funktion gestartet werden, mit welcher der Ronin sich selber kalibriert.
Hinweis : Die in diversen Testberichten und –videos erwähnte Anfälligkeit zur Selbsterregung (Aufschwingen einzelner Achsmotoren) hatte ich bis jetzt nicht, wurde aber auch bestimmt mittlerweile von DJI per Firmware-Update gefixt. Sollte es doch vorkommen, sollten die „Stiffness“ Werte in der iOS App reduziert werden (40/40/20 sind dafür wohl eine gute Ausgangsbasis)
Überhaupt lässt sich mit der App extrem viel einstellen wie zB die maximale Geschwindigkeit, Totbereiche (begrenzen die Verfahrwege der Pan und Tilt Achse), neue Endpunkte, Bewegungsglättung uvm. Abgerundet wird die App durch einen umfangreichen Viewer, der den momentanen Stromverbrauch der Motoren, die Spannung, den Korrekturwinkel uvm. anzeigt.
Nerd-Herz, was willst du mehr?
Nun aber : Action!
Ist der Ronin richtig justiert und eingerichtet ist der Gimbal (wenn man es denn möchte) ein Selbstläufer, d.h. er arbeitet einfach und bedarf keiner weiteren Zuwendung / Nachjustierung etc. sondern stabilisert zuverlässig die Kamera und eliminiert jede unerwünschte Bewegung (Ausnahme siehe weiter unten)
Sehr nice : der Ronin ist so intelligent, das er gewollte Bewegungen des Trägers erkennt und die Kameraachse automatisch nachführt….
Beispiel gefällig? Kippt man den Ronin nach oben, wird natürlich die Bewegung ausgeglichen. Ab einem gewissen Punkt merkt der Ronin das die Bewegung jedoch gewollt ist und kippt die Kamera smooth, so das die Blickrichtung nach oben wandert – coole Sache.
Kleine Einschränkung zum Schluss
Trotz der Nutzerfreundlichkeit und einfachen Handhabung sowie perfekter Stabilisierung bedarf der Umgang mit dem Ronin-M doch einiger Übung, denn Höhenschwankungen (welche zB beim Gehen entstehen) gleicht der DJI nicht aus (kann er auch nicht), hier heisst es üben üben üben…
Aus meiner Erfahrung zeigt sich, das diese Höhenwackeln deutlich vermindert werden kann, wenn man entweder sehr langsam geht oder rennt. Dazu sollte der Ronin noch soweit wie möglich vom Körper weggehalten werden, auch ein Entengang (gebeugtes Gehen also ohne durchdrücken der Knie) vermindert die nicht erwünschten Bewegung deutlich.Sofern möglich kann man auch ein Skateboard, RollerBlades, Einkaufswagen , so ein „China Segway“ mit 2 Rädern…. (also alles was rollt) etc nutzen, was die Störbewegungen dann komplett eliminiert.
Ein weiterer Tip ist, möglich kurze Brennweiten zu benutzen – je länger die Brennweite, desto ausgeprägter das unerwünschte „up and down“.
Ich kann es nur noch einmal betonen : Der Umgang mit dem Ronin bzw die Bewegung mit dem Ronin bedarf einiger Übung bis das Ergebnis perfekt wird!
Videos sind mit dem Ronin natürlich auch schon entstanden, dort kann man auch das Problem mit dem oben beschriebenen Höhenwackeln erkennen – meine Skills bedürfen in dieser Beziehnung noch eindeutig der Besserung…
PS : Ein Universalhalter mit 1/4 und 3/8 Fotogewinde (für zB Kontrollmonitore) ist ebenfalls optional zum saftigen Preis von rd 70(!) Euro erhältlich. Ich habe mir kurzerhand zwei Halter mit 1/4 Fotogewinde aus Alu selber gebaut (siehe Fotos)
PS2 : Die beiden Auto-Videos sind noch mit der 6D und ohne externen Kontrollmonitor entstanden, wodurch ich bedingt durch die geringe Kamerahöhe „auf gut Glück“ gefilmt habe….
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2 Antworten auf „Review : DJI Ronin M Gimbal“
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